Dieser Artikel wurde am 17.03.2020 ergänzt. Die Ergänzungen finden sich am Ende des Textes.
Österreich macht es vor: Niob bringt noch mehr Farbe ins Spiel
In den letzten Jahren scheint die deutsche Münzprägung ihre Vorliebe für unkonventionelle Materialien und Metalle zu entdecken. Nun soll zum Polymerring ein weiterer Exot hinzukommen: farbige Münzen mit Niob.
Erst vor wenigen Tagen wurde das nächste Motiv der dreiteiligen 10-Euro-Serie „Luft bewegt“ bekanntgegeben. Neben der Gestaltung offenbarte das Bundesfinanzministerium noch eine weitere Überraschung: Die zweite Münze der Serie – übrigens die ersten deutschen 10-Euro-Münzen mit Polymerring – wird neben dem lichtdurchlässigen Kunststoffring nicht nur aus Kupfer-Nickel, sondern auch aus Rotbronze bestehen. Da Rotbronze passend zum Münzthema „Luft bewegt – An Land“ eine erdähnliche, rot-braune Farbe mitbringt, kam eine entscheidende Frage auf:
Was bedeutet diese Materialänderung für die dritte und letzte Münze der Serie, die für 2021 geplante Ausgabe „Im Wasser“?
Insider reden von Niob
Bis zum Erscheinen der finalen Münze „Luft bewegt – Im Wasser“ 2021 bleibt zwar noch etwas Zeit, die dazugehörigen Entscheidungen – vom Material, über die Gestaltung bis hin zur Prägung – erfordern jedoch stets entsprechenden Vorlauf. Was vor wenigen Tagen noch reine Spekulation war – nämlich, ob die optische Verbindung zwischen Münzthema und -material Zufall oder bewusste Wahl war – scheint nun klar. Fakt ist: Wenn man eine reine Farbveredelung ausschließt, stehen nicht allzu viele Materialen zur Auswahl, um das Thema Wasser farblich passend abzubilden. Aus Insiderkreisen heißt es jetzt, dass tatsächlich, wie vom MDM-Blog bereits vermutet, Niob zum Einsatz kommen soll. Damit würde die 10-Euro-Münze aus Kupfer-Nickel, Polymer und Niob bestehen.
Deutsche Münzprägung wird mutiger
Ähnlich wie Titan lässt sich Niob durch Anodisierung farblich variieren. Sollte die Niob-Münze 2021 tatsächlich kommen, wäre das ein weiterer Schritt Richtung Moderne und Materialinnovation für die deutsche Münzprägung: 2016 war man weltweiter Vorreiter mit den Polymerring-Münzen im 5-Euro-Nominal und diesen Sommer kommt mit der 20-Euro-Silbermünze „100 Jahre Weimarer Reichsverfassung“ die erste deutsche Farbmünze. Zwar sind weder farbveredelte Münzen noch Niob als Prägemetall neu. Dennoch: Die deutsche Münzprägung galt bisher als eher linien- und materialtreu.

Fotomontage: So ähnlich (ganz links) könnte die letzte Münze der Serie, dann geprägt mit 2021, aussehen, Künstler der Wertseite: Andre Witting
Münze Österreich macht es seit 2003 vor
Bekannt sind die farbenfrohen Niob-Münzen vor allem aus Österreich. Bei unseren Nachbarn, dort wurden die Münzen auch entwickelt, gehören Silber-Niob-Münzen, für die man das weltweite Patent hält, schon seit 2003 zu den beliebtesten Prägungen. Seit 2014 gibt es die 25-Euro-Münzen sogar zweifarbig. Für die Ausgabe „Die Zeit“ heimsten die Österreicher 2018 den „Coin of the Year“-Award als beste Bi-Metall-Münze ein. Mit der jüngsten, handgehobenen Edition „Künstliche Intelligenz“ gelang abermals ein Clou – am 12. Juni 2019 erst verausgabt, ist die Münze (Auflage 65.000 Stück) bereits ausverkauft.
Niob als chemisches Element
Niob ist eines der seltener vorkommenden Metalle. Man darf daher bei der zu erwartenden deutschen Niob-Münze von einer kleinen Auflage ausgehen – so hält man es auch bei der Münze Österreich. Für den Sammlermarkt und das Wertsteigerungspotential haben sich kleine Auflagen bisher ohnehin immer als kluger Schachzug erwiesen. Anders als Titan, das ursprünglich eher weiß ist, kommt Niob grau-glänzend daher und wird überwiegend in der Metallurgie und Schweißtechnik eingesetzt. Was nach Farblaserung aussieht, ist jedoch pures Metall: Genau wie bei den Titanmünzen, wird die Farbe auch bei den Niob-Prägungen mittels Anodisierung und Lichtbrechung erreicht. Ronden wie auf unserem Titelbild wird es bei der 2021er Münze also kaum geben …
10-Euro-Münze 2020 reservieren
Update 17.03.2020:
Die Deutsche Bundesbank hat heute darüber informiert, dass der Ausgabetermin der 10-Euro-Münze „An Land“ aufgrund der aktuellen Lage rund um das Coronavirus und im Sinne der „Flatten the Curve“-Maßnahmen vorerst verschoben wird:
„[…] Aufgrund der aktuell angespannten Situation im Zusammenhang mit dem Coronavirus (COVID 19) und der damit verbundenen möglichen Infektionsgefahr – speziell bei Ansammlungen von Gruppen – hat die Deutsche Bundesbank heute in Abstimmung mit dem Bundesministerium der Finanzen entschieden, dass die Ausgabe der 10-Euro-Sammlermünze „An Land“ – Serie „In der Luft“ (ursprünglich geplanter Erstaugabetag Donnerstag 26.03.2020) auf unbestimmte Zeit verschoben wird. Dies betrifft sowohl den gewerblichen Münzhandel als auch die Kreditinstitute und das Jedermanngeschäft an den Kleinkundenkassen der Filialen der Deutschen Bundesbank. […]“
Zudem ist eine Verschiebung der Fußball-EM auf 2021 nur noch Formsache. Was genau das für die geplante deutsche 20-Euro-Silbermünze bedeutet, kann man im Moment nur spekulieren. Neuigkeiten dazu werden wir auf unserer Facebook-Seite wie auch auf Instagram kurzfristig teilen. Besteller der beiden betroffenen Münzen werden in Kürze gesondert per Mail informiert.
Quelle Münzgrafik „An Land“: BVA (Künstler: Andre Witting; Fotograf: Hans-Joachim Wuthenow, beide Berlin)
Tags: 10-Euro-Münzen An Land Im Wasser Luft bewegt Münze Österreich Münzprägung Niob Polymerring Rotbronze Silbermünzen