So schützt man sich gegen Fake-Shops
Seit vielen Jahren sorgen fingierte Edelmetallshops im Internet für Aufsehen. Die Betrüger ködern ihre Opfer mit einer professionellen Optik und Preisen, die zu gut sind, um wahr zu sein. Nun ist den Behörden in Deutschland ein wichtiger Schlag gegen jene Fake-Shops gelungen. Doch ist das Problem damit beseitigt?
Als so mancher Schnäppchenjäger vor wenigen Tagen seinen bevorzugten Onlineshop für billiges Gold ansteuern wollte, gab es eine böse Überraschung: „Die Plattform und der kriminelle Inhalt wurden beschlagnahmt“, hieß es auf der Startseite diverser Onlineshops. Über dem Schriftzug prangten die Symbole mehrerer Landeskriminalämter (LKA) und Staatsanwaltschaften. Doch die Trauer über die Zwangsschließung der Goldhändler sollte nur von kurzer Dauer sein. Denn tatsächlich handelte es sich bei den Internetgeschäften um so genannte Fake-Shops, die zwar Gold und Silber angeboten hatten, tatsächlich die versprochene Ware aber nie geliefert haben.
Fake-Shops hinterließen mehr als 2 Millionen Euro Schaden
Nach Angaben des Landeskriminalamtes Niedersachsen ist in einer konzertierten Aktion gemeinsam mit dem Bayerischen LKA ein Schlag gegen falsche Goldhändler gelungen. Polizei und Justiz haben die betrügerischen Domains beschlagnahmt und die Internetseiten vom Netz genommen. Wie Katrin Gladitz vom Landeskriminalamt Niedersachsen mitteilt, sei eine international agierende Tätergruppe am Werk gewesen und hätte seit mindestens 2019 einen Schaden von mehr als zwei Millionen Euro angerichtet.
Neben dem Fahndungserfolg konnten die Landeskriminalämter aus Bayern und Niedersachsen, die von zwei Staatsanwaltschaften mit Schwerpunkt auf Cyberkriminalität unterstützt wurden, einen Einblick in die typische Vorgehensweise so genannter Fake-Shops bieten:
- Arglose Goldkäufer werden durch Suchmaschinen-Einträge auf die Online-Shops aufmerksam. Meist handelt es sich dabei jedoch nicht um Suchergebnisse, die nach Relevanz geordnet sind, sondern um bezahlte Anzeigen. Dennoch wird der Eindruck erweckt: Wenn der Händler ganz oben bei Google steht, muss er seriös sein.
- Fake-Shops locken mit hohen Neukundenrabatten. In einem Fall wurde ein Nachlass von 400 Euro auf eine Bestellsumme von mindestens 3.000 Euro versprochen. Bei Standard-Anlageprodukten im klassischen Edelmetallhandel sind allerdings nur Margen von wenigen Prozent realistisch, kein Händler kann einen Investment-Barren mit zweistelligem Rabatt offerieren.
- Nach dem Bestellvorgang wurden die Opfer telefonisch kontaktiert. Hierbei soll Vertrauen aufgebaut werden. Auch eine Bankverbindung wurde bei dem Telefonat übermittelt. Hier gab es scheinbar ebenfalls keinen Anlass zur Sorge, immerhin handelte es sich um ein deutsches Konto.
Wer daraufhin überwies, sah im Normalfall weder etwas vom bestellten Gold, noch vom eigenen Geld. Über ein kompliziertes Konstrukt von Finanzagenten hatten die Fake-Shops ihre Einnahmen ins Ausland transferiert. Für die Telefonate setzte man auf spezielle Verschleierungstechniken.

Professionelle Optik: Einer der – inzwischen geschlossenen – Fake-Shops. Foto: LKA Niedersachsen
Bei den Ermittlungen stießen die Landeskriminalämter allerdings auf eine Überraschung: Die Drahtzieher hinter den Fake-Shops saßen in Deutschland, sie hatten die betrügerischen Webseiten entworfen. Dahinter steht den Ermittlungen zufolge jedoch ein Netzwerk, das sich auf die Türkei, Marokko, Malaysia und Thailand erstreckt. Dennoch ist es den Ermittlern gelungen, Konten einzufrieren und einen Teil der Gelder zu sichern.
Über 230 auffällige Shops auf der „Blacklist“
Die konzertierte Aktion über Landesgrenzen hinweg gilt als starkes Zeichen und wichtiger Schlag gegen die organisierte Kriminalität, die den Edelmetallhandel in den vergangenen Jahren als lukratives Betätigungsfeld entdeckt hatte. Online-Portale wie „gold.de“ haben daraufhin zum Gegenschlag angesetzt und schwarze Listen mit verdächtigen Onlineshops angelegt. Seit 2017 wurden so allein auf der „Blacklist“ des Branchenportals „gold.de“ über 230 auffällige Shops gelistet.
Ein Blick auf diese Warnliste macht deutlich, dass die Betrüger ihr Handwerk in den vergangenen Jahren ständig verfeinert haben. Ihre neueste Masche: Sie stehlen kurzerhand den Namen und die Unternehmensdaten eines etablierten Goldhändlers. Wer dann ins Impressum schaut, findet auf der Fake-Seite also nicht nur eine Postanschrift, sondern auch eine Servicehotline und eine Steuer-Nummer. Vermeintliche Kundenbewertungen und Gütesiegel werden auf externe Seiten weitergeleitet, die ebenfalls von den Betrügern zusammengebastelt wurden.
Käufer und Händler – beide sind Opfer
Dass sich hinter dem Shop nicht der genannte Händler verbirgt, entdecken die Betroffenen meistens erst, wenn das Geld am anderen Ende der Welt angekommen ist. So wie ein pensionierter Lehrer, dessen Fall im Januar 2020 im ZDF-Verbrauchermagazin „WiSo“ thematisiert wurde: „Die Masche funktioniert in der Praxis so: Die Betrüger eröffnen im Internet eine Seite, auf der sie Gold anbieten, dass sie gar nicht haben. Ein sogenannter Fake-Shop, um seriös zu wirken und Kunden zu täuschen“, erläuterte David Riechmann von der Verbraucherzentrale gegenüber dem ZDF deutlich.
Leser in Aufruhr
Auch der Mann, der nun mit seiner Geschichte andere Goldkäufer warnen will, ließ sich von (allesamt gefälschten) positiven Bewertungen und (geklauten) Gütesiegeln überzeugen. In diesem Fall nutzten die Betrüger die Identität einer Scheideanstalt aus Düsseldorf, die seit vielen Jahren für reibungslose Edelmetalltransaktionen bekannt ist. Bei dieser Betrugsmasche gibt es neben dem Goldkäufer also noch ein weiteres Opfer: Das Unternehmen, dessen guter Ruf durch den kriminellen Doppelgänger in Mitleidenschaft gezogen wird. So rief auch der betrogene Senior aus Süddeutschland zuerst bei der echten Scheidestätte an, um sich darüber zu beschweren, dass sein bestelltes Gold nicht geliefert wurde. Auch viele Leser des MDM-Blogs zeigen sich vermehrt verunsichert. Leser R. Arning kaufte bei einer Münsteraner Scheidestätte einen 10-Gramm-Goldbarren. Aufgeschreckt durch die Medienberichte rund um Fake-Shops und gefälschte Barren kam er auf das Video zur Fälschungserkennung bei Goldbarren. Arnig wandte sich an die Redaktion des MDM-Blogs. Allzu groß war seine Sorge, einem Fake-Shop aufgesessen zu sein. Wir nahmen uns der Anfrage an und konnten schnell Entwarnung geben: Arning hatte bei der echten Scheidestätte gekauft, Original-Ware erhalten.

Schmücken mit falschen Federn: Gestohlene Gütesiegel im Fußbereich des Fake-Shops. Foto: LKA Niedersachsen
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät Betroffenen, im Falle einer bereits erfolgten Überweisung sofort die Hausbank zu kontaktieren. Es sollte schnellstmöglich ein Storno-Auftrag, auch „Recall“ genannt, erteilt werden. Wichtig sei dabei, auf einen expliziten Betrugsverdacht hinzuweisen. Außerdem sollte umgehend Anzeige bei der Polizei erstattet werden.
Anlagemünzen bei MDM
Checkliste: Unsere Tipps für den sicheren Goldkauf
Die Redaktion des MDM-Blogs beobachtet die Problematik der Fake-Shops schon über einen längeren Zeitraum. Mit dieser Checkliste können sich Edelmetallkäufer vor Fake-Shops schützen und einen Onlineshop vor einem Kauf auf Herz und Nieren zu prüfen:
1. Google fragen
Eine hohe Suchmaschinen-Platzierung und Bewertungen allein können gekauft sein. Aussagekräftig sind stattdessen meist Diskussionen in einschlägigen Onlineforen, beispielsweise auf „Gold.de“oder „goldseiten.de“ sowie in großen Facebook-Gruppen mit Bezug zu Edelmetallen. Hier ist es ratsam, den Shop-Namen zu suchen, zu prüfen, ob Fake-Vorwürfe bereits bekannt sind.
2. Preisgestaltung
Die goldene Regel beim Edelmetallkauf sollte niemals missachtet werden: Gold unterhalb des Spotpreises gibt es nur bei Betrügern. Wenn jemand eine Unze Gold zum Tagesschnäppchen mit zehn Prozent Rabatt anbietet: Finger weg!
3. Rechtschreibung
Häufig haben Fake-Shops ihren Ursprung in Milieus, in denen eine ordentliche Rechtschreibung nicht unbedingt oberste Priorität hat. Oft verraten sich die Betrüger durch merkwürdige Formulierungen und krude Übersetzungen. Seriöse Edelmetallhändler aus Deutschland investieren dagegen viel Zeit und Geld in tadellose Online-Präsenzen.
4. Verschlüsselung
Eine sichere Verbindung mittels „https“-Standard (zu erkennen am „Schloss“-Symbol im Browser) ist in Deutschland längst Pflicht. Dieses Detail vergessen die Betrüger meist, zumal die Datenschutzregelungen in vielen Ländern nicht so stark ausgeprägt sind wie in Deutschland.
5. Externe Links
Wird auf Bewertungsportale oder Gütesiegel verwiesen, fahren Sie mit der Maus auf den Link und schauen Sie in die linke untere Ecke ihres Browsers. Dort wird die vollständige Adresse eingeblendet. Auch hier liefern Fake-Shops meist kryptische Adressen oder solche mit ausländischen Domain-Endungen. Wohingegen deutsche Anbieter wie „TrustedShops“ ihre Internetpräsenzen mit einer deutschen Domain hosten.
Hausbesuch
Beim geringsten Zweifel ist es ratsam, zu schauen, ob es auch ein Ladengeschäft gibt. So ist es möglich, den Händler vor Ort unter die Lupe zu nehmen und einen Testkauf zu tätigen. Wenn dabei alles reibungslos verläuft, steht einem Folgekauf über das Internet nichts mehr im Wege.
Zu diesem Thema gibt es auch einen Videobeitrag auf Youtube.
Tags: Betrug Fake-Shops Fälschungen Gold Goldbarren Goldbarren-Fälschungen Investment Kriminalität