Historische Goldmünzen der europäischen Fürstenhäuser
Die Hochzeitspolitik der legendären britischen Königin Victoria sorgte dafür, dass Europas Königshäuser seit dem 19. und frühen 20. Jahrhundert eng miteinander verbandelt sind. Zusammen ergeben die Goldmünzen der jeweiligen Monarchen – ausgehend vom britischen Sovereign – einen interessanten numismatischen Stammbaum.
Manchmal fällt uns der Geburtstag der eigenen Großmutter nicht ein, aber wenn bei der britischen Königin Elizabeth II. ein Thronjubiläum ansteht, deren Enkel William und Harry heiraten oder ein royales Baby im Anmarsch ist, wissen wir hierzulande bestens Bescheid. Man kennt sich nicht persönlich, nimmt aber dennoch rege Anteil – fast wie bei einem Nachbarn. Während die Monarchie in Deutschland seit einem guten Jahrhundert der Vergangenheit angehört, halten Schweden, Dänemark, Niederlande, Spanien & Co. den märchenhaften Gedanken an Prinzen und Prinzessinnen ereignisreich am Leben. Und unter allen europäischen Königshäusern haben die Deutschen für das britische wohl die größte Schwäche.
Goldene Familiengalerie mit Sovereign & Co.

Victorias Onkel, König Leopold I. – Belgien, 20 Francs (1865), 6,4 g, Gold (900/1000), ø 21 mm, sehr schön
Dennoch bedeuten Ländergrenzen hier nicht automatisch familiäre Grenzen: Trifft sich Europas Hochadel zu Geburtstagen, Hochzeiten oder Taufen, geht es mitunter reichlich familiär zu – denn die Fürstenhäuser sind alle untereinander verwandt. Bildet man diesen weit reichenden Stammbaum in Goldmünzen ab, ergibt sich eine interessante Familiengalerie. Als Sammler konzentriert man sich früher oder später auf bestimmte Sammelgebiete – meistens zeitlich, geografisch, thematisch. Oder wie hier schlicht und einfach familiär. Erlaubt ist, was gefällt.
Großmutter und Schwiegervater Europas
Den Grundstein für diese familiären Verzweigungen in ganz Europa legte die Hochzeitspolitik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Damals verheirateten die regierenden Monarchen ihre Kinder standesgemäß in andere Adelshäuser – auch, um den Frieden untereinander sicherzustellen. Ein Plan, der so nicht immer aufging, wie spätestens der Erste Weltkrieg bewiesen hat.

Sie machten aus Europas Hochadel eine große, länderübergreifende Familie
Dabei gilt die britische Königin Victoria, die von 1837 bis 1901 regierte, als „Großmutter Europas“. Ihre neun Kinder verheiratete die Monarchin geschickt in andere Fürstenhäuser. Dank ihrer 40 Enkel und 88 Urenkel hat sie sich so in fast allen adeligen Ahnentafeln Europas verewigt. Ihre älteste Tochter Victoria („Vicky“) vermählte sie mit dem späteren Kaiser Friedrich III. – so wurde Vicky deutsche Kaiserin. Königin Victorias ältester Sohn, der spätere Edward VII., heiratete ebenso hochkarätig wie seine Schwester: Seine Braut war die Tochter von Christian IX. von Dänemark, dem seine kluge Heiratspolitik den Ruf als „Schwiegervater Europas“ einbrachte.

Königin Victoria I., die „Großmutter Europas“ – Großbritannien, ½ Sovereign (1901), 3,9 g, Gold (917/1000), ø 19 mm, sehr schön
Adelige Brieffreundschaft
Die familiäre Verbundenheit blieb auch nach dem Tod Königin Victorias bestehen. Ein berühmtes Beispiel dafür ist der langjährige Briefwechsel zwischen den Cousins Kaiser Wilhelm II. und Zar Nikolaus II. Gegenseitige Ansprachen als „Lieber Willy“ und „Lieber Nicky“ zeugen von den freundschaftlichen Banden zwischen den verwandten Herrschern. Erst der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 bescherte der adeligen Brieffreundschaft ein jähes Ende.
Großbritannien: Sovereign, Königin Victoria
Schaut man wieder zurück auf den numismatischen Stammbaum, führt am Sovereign oder Halb-Sovereign als Ausgangspunkt kein Weg vorbei: Bis zum Ersten Weltkrieg wurden die Goldmünzen, die erstmals im 15. Jahrhundert und seit 1817 dauerhaft geprägt wurden, als Umlaufmünzen verwendet. Mit der Zeit erwarben sich die Sovereigns dann mehr und mehr den Ruf einer klassischen Anlagemünze. Der Sovereign diente dem jeweiligen Regenten als geprägtes Porträt – die „Großmutter Europas“ durfte, wie inzwischen ihre Ururenkelin Elizabeth II., sogar auf verschiedenen Sovereign-Prägungen würdevoll altern. Formal ist der Sovereign bzw. Halb-Sovereign mit seinem Nominal von einem bzw. einem halben Pfund Sterling übrigens noch heute gültiges Zahlungsmittel.

Königin Elizabeth II., Ururenkelin von Victoria und Christian IX. – Großbritannien, ½ Sovereign (1984), 3,9 g, Gold (917/1000), ø 19 mm, Polierte Platte
Dänemark: 20 Kronen, König Christian IX.
Wer sich den goldenen „Schwiegervater Europas“, König Christian IX., in die Sammlung legen will, bekommt es mit dänischen Kronen zu tun. Unter seiner Regentschaft kam es münzgeschichtlich zu einem bedeutenden Schritt für Dänemark: 1873 führte man die Krone als Dezimalwährung ein. Den Anfang machten seinerzeit zwei Goldmünzen zu 10 und 20 Kronen. Schon ein Jahr später begann man, auch Silber- und Kleinmünzen zu prägen.

König Frederik VIII. – Dänemark, 10 Kronen (1908), Gold (900/1000)
Russland: 5 Rubel, Zar Nikolaus II.
Auch russische Rubel gibt die goldene Ahnengalerie der Royals und ihrer europäischen Verwandtschaft her: Zar Nikolaus II., der letzte Kaiser des Russischen Reiches, war ein Enkel von Christian IX. und angeheirateter Enkel von Königin Victoria. Die goldene (900/1000) 5-Rubel-Münze mit seinem Konterfei wurde nur bis 1911 geprägt.

Zar Nikolaus II., Enkel von Christian IX. und angeheirateter Enkel von Victoria – Russland, 5 Rubel (1900), 4,3 g, Gold (900/1000), ø 21 mm, sehr schön
Eine goldene Ahnengalerie des europäischen Hochadels bedeutet jede Menge Vielfalt: Zwischen Großbritannien, Belgien, Dänemark, dem Deutschen Kaiserreich, Griechenland, Rumänien, Russland und Spanien gibt es einige historische Goldstücke – sowohl als Sammlerstück wie auch als Geldanlage.
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Tags: Christian IX. Dänemark Goldmünzen Königin Victoria Kronen Rubel Sovereign