Das Produktsegment der „Bullionmünzen“ zu Anlagezwecken ist noch vergleichsweise jung: Erst 1967 wurde es mit dem Krügerrand begründet. Zuvor mussten Investoren auf historische Münzen zurückgreifen – und eine besondere Prägung aus Großbritannien war die Königin der Goldmünzen: der Sovereign. Die internationale Finanzkrise in Verbindung mit der massiven Staatsverschuldung in Europa, Amerika und Asien hat dazu geführt, dass in den vergangenen zehn Jahren ein regelrechter Run auf Gold eingesetzt hat. Moderne Edelmetall-Anlagemünzen machen es auch Privatanlegern einfach, in Gold zu investieren. Der Krügerrand aus Südafrika, der Maple Leaf aus Kanada oder der Wiener Philharmoniker aus Österreich sind drei prominente Beispiele dafür.
Sovereign – älter als sein Jubiläum
Die historische Handelsmünze Sovereign wird bis heute von der „Royal Mint“ aus Großbritannien geprägt und blickt auf eine Geschichte zurück, die in der Welt der Münzen ihresgleichen sucht. Seit 1817 wird der Sovereign mit den aktuellen Abmessungen von 22,05 Millimetern (Durchmesser) und 1,52 Millimetern (Dicke) sowie einem Gewicht von 7,98 Gramm geprägt. Doch sein 200. Geburtstag, den die Royal Mint 2017 mit mehreren Sonderprägungen feierte, täuscht darüber hinweg, dass die Geschichte der Münze deutlich länger zurückreicht. Die Geburtsstunde lässt sich auf das Jahr 1489 zurückverfolgen, als erstmals ein britischer Monarch eine Goldmünze als „Sovereign“ bezeichnete.
Numismatische Ahnengalerie
Seitdem wurden Nennwert und Gewicht mehrfach angepasst, auch die Gestaltung wandelte sich über die Jahrhunderte. So ist der Sovereign nicht nur ein faszinierendes Zeugnis der Numismatik, sondern auch eine Ahnengalerie der britischen Monarchie: Seit 1817 wurden ausnahmslos alle britischen Herrscher darauf abgebildet. Und auch in vorherigen Epochen war ein „Who is Who“ der Monarchie auf den Goldmünzen zu sehen: Henry VII. als Begründer der Tudor-Monarchie gilt als der Erfinder der Münze. James I. machte 1603, dem Jahr seiner Thronbesteigung, mit einer Umbenennung des „Sovereign“ in „Unite“ seinen Herrschaftsanspruch als Vereiniger der schottischen und englischen Krone deutlich. Zwischenzeitlich wurde der Sovereign auch in den britischen Kronkolonien geprägt. Es gibt Exemplare aus Australien, Kanada, Südafrika und Indien.
Kontinuität zeigt Wirkung
Die heutige Beliebtheit des Sovereign lässt sich leicht erklären: Es gibt wohl kaum eine andere Münze, deren Entwicklung sich über eine so lange Zeit nachverfolgen lässt. Als Handelsmünze, die zwischenzeitlich in einem Großteil der Welt im täglichen Warenverkehr eingesetzt wurde, ist sie untrennbar mit dem Aufstieg Großbritanniens zu einer weltweiten Handelsmacht verbunden. Und dank der Kontinuität bei der Gestaltung des Sovereign ist die Goldmünze inzwischen wohl jedem Briten, egal ob Jung oder Alt, wohlbekannt: Auf der Rückseite ist der Heilige St. Georg im Kampf mit dem Drachen zu sehen.
Geprägtes Fotoalbum einer Jahrhundertmonarchin
Dieses Motiv des italienischen Graveurs Benedetto Pistrucci wird bis heute eingesetzt, gewandelt hat sich lediglich das Bildnis des jeweiligen Monarchen. 1957 setzte die Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg wieder ein. Und ganz nebenbei dokumentieren die seither geprägten Sovereigns auch das Leben einer Jahrhundertmonarchin: Das Bildnis von Elizabeth II. wurde seit 1957 insgesamt vier Mal angepasst, sodass auf den ersten Prägungen noch die junge Queen zu sehen ist.
Begehrtes Sammlerstück
Für Sammler ist der Sovereign deshalb auch aus gestalterischer Sicht hochspannend. Fünf verschiedene Queen-Elizabeth-Bildnisse, vier Darstellungen der legendären Queen Victoria und sechs weitere britische Könige gibt es darauf zu entdecken. Bei Händlern wird der Münzklassiker häufig nah am reinen Goldpreis gehandelt. Und obwohl als Anlagemünze meist in millionenfacher jährlicher Auflage geprägt, gibt es einzelne Jahrgänge geringer Auflagen, die von Sammlern gesucht werden: 2004 wurden nur 30.000 Stück geprägt. Und auch die Sammlerausgaben in „Proof“-Qualität sind bei Numismatikern begehrt.
Galeriefotos: Royal Mint Museum
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