Spaß oder Sicherheitsmerkmal: Hightech auf Münzen
Münzen 4.0? Ganz unberechtigt ist dieser Titel nicht: Münzen sind heutzutage viel mehr als nur Metall – viele Neuerscheinungen weisen technologische Neuerungen auf, die in vielen Fällen nicht nur interessant oder unterhaltsam daherkommen, sondern auch einen Nutzen haben.
Viele Numismatiker pflegen zu ihrer Sammlung eine geradezu emotionale Beziehung: Sie sprechen vom „Herz“ oder der „Seele“ der Sammlung die Rede. Meistens dann, wenn besonders seltene Stücke oder solche mit einem bestimmten Schwerpunkt präsentiert werden. Aber von einer „DNA“, die seine Münze aufweist, spricht wahrscheinlich kaum ein Münzensammler. Dabei ist genau das zutreffend, wenn es beispielsweise um Produkte der Royal Canadian Mint geht: Die Kanadier schützen ihre Anlagemünzen bereits seit einigen Jahren mit einer unsichtbaren Technologie, mit der sich die Herkunft jedes einzelnen Maple Leaf zweifelsfrei identifizieren lässt.
Münzen 4.0 – Wettstreit um numismatische Special Effects
Die australischen Bullionmünzen sind wohl das beste Beispiel für einen Trend, der sich immer weiter verbreitet: Münzen sind inzwischen zu regelrechten Hightech-Produkten geworden, die mit vielfältigen Innovationen fälschungssicher gemacht werden und das Interesse der Sammler in aller Welt wecken. Die großen Prägestätten liefern sich einen regelrechten Wettstreit um numismatische Special Effects und Schutzmechanismen gegen Fälschungen. Münzen 4.0 – ein Rennen ganz im Sinne des Sammlers.
Bullion-DNA: Wann erblickte der Maple Leaf das Licht der Welt?
Zu den wichtigsten Errungenschaften von Forschung und Entwicklung im Edelmetallbereich zählt zweifelsohne die „Bullion-DNA“ der Royal Canadian Mint. Die Prägestätte erstellt hochauflösende Fotos der Prägestempel, auf denen selbst kleinste Eigenschaften zu erkennen sind. Diese Aufnahmen werden in eine Datenbank eingegeben und können über ein spezielles Lesegerät mit einer bestimmten Maple-Leaf-Münze in Gold oder Silber abgeglichen werden. Handelt es sich um ein Original, können die Kanadier das genaue Prägewerkzeug sowie den Tag der Herstellung exakt nachvollziehen.
Kampf gegen Münzfälschungen
Mit dieser Technologie reagiert die Royal Canadian Mint auf die weite Verbreitung von Fälschungen ihrer Edelmetall-Münzen. Wer ein paar Tipps zur Erkennung von Münzfälschungen beherzigt, ist so oder so gut beraten. Geplant ist aber, die Datenbank kontinuierlich zu erweitern. Das notwendige Prüfgerät ist inzwischen auch bei deutschen Edelmetallhändlern im Einsatz. Und die ersten Rückmeldungen sind durchweg positiv: Viele Investoren schätzen die Möglichkeit, einen genauen Herkunftsnachweis zu ihren Maple-Leaf-Münzen zu erhalten.
Smartphone als Schutzschild
Weil die Anschaffung des kanadischen Prüfgeräts jedoch häufig das Budget sprengt, suchen Prägestätten nach preiswerteren und vor allem leicht nutzbaren Alternativen. Eine besonders beliebte Lösung: das Smartphone. Mittels speziell entwickelter Apps wird das Handy zum Schutzschild gegen Fälschungen – eine Technologie, die sowohl bei Sammlermünzen als auch bei Edelmetallbarren angewendet wird. Ein Beispiel hierfür ist die App „Certi-Lock“. Die App führt zwei Stufen der Echtheitsprüfung aus: Ausgelesen werden sowohl ein QR-Code als auch ein Hologramm.

Smartphone-Apps als Schutzschild gegen Münzfälschungen
Spaß-Technologien auf dem Vormarsch
Hierzulande machte jüngst das Fraunhofer-Institut mit einer Software zur Gesichtserkennung auf Münzen auf sich aufmerksam. In Sekundenschnelle werden die optischen Merkmale von Münzen digital erfasst und eindeutig beschrieben. Auch das sind Münzen 4.0! Während mit den meisten technischen Innovationen ein besserer Schutz gegen Fälschungen erreicht werden soll, macht so manche Technologie vor allem eins: Spaß. Auf der diesjährigen World Money Fair gab es ein Beispiel zu sehen: Dort präsentierte die private polnische Prägestätte Germania Mint eine Verbindung ihrer Medaillen mit dem Smartphone und der „Augmented Reality“-Techologie. Wird das Smartphone mit einer bestimmten App über die Medaille gehalten, erscheint eine dreidimensionale Animation.
Augmented Reality erweckt Münzen zum Leben
Dieses technische Gimmick ist durchaus ein Hingucker: Nach kurzer Zeit erscheint die „Germania“, die als Motiv auf der Medaille zu sehen ist, dreidimensional in einem dramatischen Feuerball. Wird ein polnischer Kursmünzensatz unter das Handy gehalten, trottet ein wilder Braunbär über die Papphülle. Bei anderen Produkten wird mithilfe einer eigenen App ein virtuelles Echtheitszertifikat eingeblendet. Hier kommen dann Hightech und Sicherheit wieder zusammen. Um solche Hightech-Spielereien auf Münzen realisieren zu können, unterhält die Prägestätte eine eigene Entwicklungsabteilung mit Programmierern. So wird ständig an neuen Inhalten und Technologien getüftelt, die der Münzsammler mittels Smartphone abrufen kann.

Dank Hightech erwacht die Germania auf der Münze zum Leben
Noch sind Hologramm, DNA oder Augmented Reality exotische Ausnahmen in der Münzwelt. Da es aber in der Natur technischer Neuerungen liegt, dass sie mit fortschreitendem Entwicklungsstand erschwinglicher und leichter zu verwirklichen werden – und sich entsprechend schneller verbreiten – ist anzunehmen, dass so die Numismatik der Zukunft aussieht.
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Fotos/Grafik, wenn nicht anders ausgewiesen: Sebastian Wieschowski
Tags: Anlagemünzen Augmented Reality Bullion-DNA Bullionmünzen Certi-Lock Fälschungserkennung Germania Germania Mint Maple Leaf Royal Canadian Mint