Serie „Bullion-Klassiker vorgestellt“
Zehn königliche Biester mischen den Münzmarkt auf
In der Welt der Edelmetalle ist die Unze das Maß aller Dinge. 2016 stellte die Royal Mint aus Großbritannien jedoch, frei nach der netten Bedienung an der Wursttheke, die Frage: „Darf’s auch etwas mehr sein?“ Und die Anleger antworteten mit „Ja“. Seitdem ist die 2-Unzen-Anlagemünze „Queen’s Beasts“ zu einem Bestseller geworden, mischt auch in Gold und sogar Platin den Markt auf.
Mehr als zwanzig Millionen Zuschauer auf der ganzen Welt sahen, wie Elizabeth II. den britischen Thron bestieg. Zweifelsohne eine beeindruckende Zahl. Doch in Anbetracht der Einschaltquoten deutscher Fernseh-Gassenhauer, wie „Wetten, dass?“ (Rekord am 9. Februar 1985, 23,42 Millionen Zuschauer) oder weltweiten Live-Übertragungen, wie der Mondlandung (1969, etwa 600 Millionen Zuschauer) wirkt die Krönung von Elizabeth II. wie ein regionales Ereignis mittelmäßiger Bedeutung. Tatsächlich handelte es sich jedoch um die erste wichtige Live-Übertragung der Fernsehgeschichte. Während im TV viele Helden groß geworden und wieder verschwunden sind, ist die Queen auch nach 67 Jahren noch regelmäßig auf der Mattscheibe zu sehen.
Tierisches Spalier für die Queen
Im Jahr 1953 waren allerdings nicht nur Millionen Menschen auf den Straßen von London und im gesamten Vereinigten Königreich mit von der Partie. Auf dem Weg in ihr lebenslanges Amt wurde die heutige Queen Elizabeth II. von einer besonderen Dekoration begleitet: Zehn Statuen wurden in einem Nebenflügel der Westminster Abbey aufgestellt. Sie sollten die Genealogie, also den Stammbaum beziehungsweise die Abstammungslinien, der frisch gekrönten Monarchin verdeutlichen. Bei den Figuren, die jeweils eine Höhe von 1,80 Metern erreichen, handelt es sich um zwei Löwen, einen Windhund, einen Drachen, einen Yale (ein Fabelwesen), ein Pferd, ein Einhorn, einen Greif, einen Bullen sowie einen Falken.
- Löwe von England (2016)
- Greif von Edward (2017)
Queen’s Beasts: Vom englischen Löwen bis zum Hannoveraner Pferd
Wer sich für Edelmetall-Investment interessiert, dürfte keine Probleme haben, dieses kuriose Tierkabinett ohne Spickzettel aufzuzählen. Denn die zehn Figuren der Queen’s Beasts-Skulpturenserie sind Vorbild für eine beliebte Anlagemünzenserie in Gold, Silber und Platin. Im Jahr 2016 stellte die britische Royal Mint die Serie mit folgendem Prägeprogramm vor:
- 2016/1: Lion of England
- 2017/1: Griffin of Edward III
- 2017/2: Red Dragon of Wales
- 2018/1: Unicorn of Scotland
- 2018/2: Black Bull of Clarence
- 2019/1: Falcon of the Plantagenets
- 2019/2: Yale of Beaufort
- 2020/1: White Lion of Mortimer
- 2020/2: White Greyhound of Richmond
- 2021/1: White Horse of Hanover
Die britischen Biester sind bei Anlegern insbesondere deshalb beliebt, weil es sich bei den Anlagemünzen um die ersten Bullionprodukte handelt, die standardmäßig mit einem Gewicht von zwei Unzen Silber hergestellt wurden. So fallen im Vergleich zu zwei separaten 1-Unzen-Münzen die Prägekosten nicht so stark ins Gewicht. Somit bieten sie das beste Preis-Leistungs-Verhältnis aller Silbermünzen. Aufgrund der starken Nachfrage gab die Royal Mint ab 2017 die Queen‘s-Beasts-Silbermünzen auch in einer XXL-Ausführung zu zehn Unzen heraus. Außerdem sind die Beasts auch in Gold und Platin erhältlich:
Metall | Gewicht | Durchmesser | Dicke | Feinheit | Nennwert |
Gold | ¼ oz | 22,00 mm | 1,6 mm | 999,9 | 25 GBP |
Gold | 1/1 oz | 32,69 mm | 2,7 mm | 999,9 | 100 GBP |
Silber | 2 oz | 38,61 mm | 6,00 mm | 999,9 | 5 GBP |
Silber | 10 oz | 89,15 mm | 6,00 mm | 999,9 | 10 GBP |
Platin | 1/1 oz | 32,69 mm | 2,7 mm | 999,5 | 100 GBP |
Als Urheber der Skulpturenserie gilt der Künstler James Woodford, der von 1893 bis 1976 lebte. Jede der Gips-Figuren bringt ein Gewicht von rund 320 Kilogramm auf die Waage. Die Tiergestalten halten jeweils ein Wappenschild, auf denen die Insignien der Familien zu sehen sind, für die das jeweilige Tier steht.

Gemeinsame Wertseite
Durchbruch für die Royal Mint
Für die Royal Mint bedeuteten die Münzen den Durchbruch in der Bullion-Welt. Während die Queen‘s Beasts-Münzserie in Rekordzeit in die Riege der weltweit beliebtesten Anlagemünzen aufstieg, fristete die gleichnamige Skulpturenserie direkt nach Ende der Krönungsfeierlichkeiten ein Schattendasein. Die Figuren wurden zuerst eingelagert und den einzelnen Commonwealth-Staaten angeboten – offenbar ohne gesteigertes Interesse. Erst nach längerer Überlegung sagte die kanadische Regierung zu, die Statuen im Juni 1959 nach Kanada verschiffen zu lassen. Jedoch blieben die Gipstiere in Kanada erneut mehrere Jahre eingemottet. Schließlich wurden sie 1967 nachträglich bemalt und können inzwischen im Canadian Museum of History bestaunt werden.
Nicht limitiert, aber sehr gefragt
Obwohl die Royal Mint bis heute keine tatsächlichen Prägezahlen der Bullionmünzen veröffentlicht hat und diese stets unlimitiert entsprechend der jeweils aktuellen Nachfrage herstellt, haben sich die Anlagemünzen inzwischen zu regelrechten Sammlerstücken entwickelt. Insbesondere die Ausgaben der Jahre 2016 und 2017 werden mittlerweile mit einem deutlichen Aufschlag auf den reinen Metallwert gehandelt. Und der Royal Mint ist mit dieser Erweiterung der Produktpalette ein strategisch wichtiger Coup gelungen: Bislang wurde man in der Welt der Edelmetalle eher als Exot betrachtet. Schließlich prägte man jahrzehntelang ausschließlich die Anlagemünze Britannia sowie die Handelsmünze Sovereign. Mit den Queen’s Beasts gelang eine wahre Imagekorrektur.
Nachfolger der Queen’s Beasts
Zwar blickt die Royal Mint auf eine lange Geschichte in der britischen Münzprägung zurück und zeichnet inzwischen auch für die Münzproduktion Dutzender anderer Staaten verantwortlich, doch den Edelmetall-Markt teilten stets andere Prägestätten untereinander auf. Mit den Queen’s Beasts hat die Royal Mint zu ihren Mitbewerbern aus Australien, Kanada und Österreich aufgeschlossen. Fragt sich, wer die motivseitig limitierten Queen’s Beasts beerben wird. Spätestens im Jahr 2021 dürfte ein Nachfolgeprodukt auf den Markt kommen, das bereits mit Spannung erwartet wird.
Fotos/Grafik, wenn nicht anders ausgewiesen: Sebastian Wieschowski
Lion of England (2017)Unicorn of Scotland (2017)
Red Dragon of Wales (2018)
Falcon of the Plantagenets (2019)
Tags: Anlagemünzen Bullionmünzen Großbritannien Investment Queen Elizabeth II. Queen's Beasts Royal Mint