Anlagemünzen oder Sammlerstücke?
Eine Münze kaufen, ein paar Monate warten und einen satten Gewinn einstreichen? Dies scheint im jungen Marktsegment Premium-Bullion möglich. Diese Prägungen wurden zu Anlagezwecken hergestellt, erfreuen sich aber wegen der niedrigen Auflage und hochwertigen Gestaltung auch bei Sammlern großer Beliebtheit.
Im Februar 2017 spielten sich auf der World Money Fair, der größten Münzenmesse der Welt in Berlin, tumultartige Szenen ab: Hunderte Menschen drängelten, stießen und schoben sich gegenseitig vor dem Stand der South African Mint hin und her. Immer wieder kam es zu Schimpf-Attacken und verbalen Auseinandersetzungen, wenn sich irgendjemand nicht an das hielt, was die ungeduldige Masse unter Ordnung verstand. Die Mitarbeiter der südafrikanischen Münzprägestätte hatten mit diesem Ansturm freilich nicht gerechnet und dementsprechend auch keine Vorkehrungen für eine klassische Warteschlange getroffen. Bereits kurz nach der offiziellen Eröffnung der Messe war das Objekt der Begierde, die Krügerrand-Silbermünze in „Polierte Platte“-Qualität (PP), restlos ausverkauft.
Reich mit Silber-Randys
Für den Silber-Rausch sorgte offenbar nicht nur der Umstand, dass es sich bei der Münze um die erste Krügerrand-Prägung in Silber gehandelt hatte. Auch die Hoffnung auf schnelle Gewinne war im Spiel. Noch am gleichen Tag tauchten dutzende dieser Randys in Internetauktionshäusern auf. Dabei erreichten sie Preise von 200 Euro oder mehr. Im Vergleich zum Erstverkaufspreis auf der Messe – 55 Euro – hatten diejenigen, die ihre Ellenbogen besonders breit ausgefahren oder einfach nur das Glück hatten, früh genug am Messestand zu sein, einen stattlichen Stundenlohn eingefahren. Und viele Sammler, die auf der Messe leer ausgegangen waren, mussten in den sauren Apfel beißen. In Spitzenzeiten wurden für besagten Silber-Krügerrand in PP rund 300 Euro bezahlt.
Hype erinnert an Neuen Markt
Zwei Jahre später ist von dem Hype wenig geblieben. Derzeit erzielt die Münze bei Internetauktionen rund 150 Euro. Mit etwas zeitlichem Abstand erinnert der Trubel an die Zeit des Neuen Marktes, als breite Massen auf der Jagd nach dem schnellen Geld Ende der Neunziger Jahre an die Börse strömten. Sind Münzen also die Blue Caps des 21. Jahrhunderts?
Theorie vs. Praxis
In der Tat ist beim Münzenkauf seit mehreren Jahren ein Trend zur verstärkten Renditeorientierung zu beobachten. Besonders deutlich wird dies im Bereich moderner Edelmetall-Anlagemünzen, auch Bullion genannt. Diese Produkte werden eigentlich in erster Linie zu Anlagezwecken hergestellt, sie haben also keinen Sammlerwert. Soweit die Theorie. Doch in den vergangenen Jahren haben zahlreiche Münzen, die von Prägestätten als Investment konzipiert wurden, einen Sammlerwert ausgebildet, der deutlich oberhalb des reinen Metallpreises liegt. Und diese Möglichkeit weckt bei manchen Anlegern die Fantasie noch größerer Wertsteigerungen.
Premium-Bullion: Punkte bei Auflage, Verarbeitung, Zubehör
Während gängige Anlagemünzen in Gold und Silber, allen voran der Krügerrand, der Philharmoniker aus Österreich sowie der Maple Leaf aus Kanada, wohl immer nah am aktuellen Weltmarktpreis gehandelt werden, hat sich innerhalb der Edelmetall-Produktpalette ein neues Segment gebildet, das inzwischen als Premium-Bullion bezeichnet wird. Hierbei handelt es sich um Investment-Münzen, die alle Eigenschaften klassischer Bullion-Prägungen aufweisen. Aufgrund ihrer Eigenschaften sind sie aber auch für Sammler interessant. Meistens glänzen Münzen des Segments Premium-Bullion durch eine äußerst geringe Auflage, hochwertige Verarbeitung oder attraktives Zubehör.
Segment Premium-Bullion wächst
Besonders eifrig bei der Herstellung von Premium-Bullion ist die australische Perth Mint. Lange Zeit war die Prägeanstalt im Bereich des Edelmetallinvestments mit einer überschaubaren Produktpalette aktiv. Neben dem Känguru in Gold gab es lediglich drei prominente Silber-Serien: Kookaburra (seit 1990), Koala (seit 2007) und die Lunar-Münzen (seit 1996, neu aufgelegt 2008 und 2020). Inzwischen ist der australische Münzkatalog deutlich größer geworden. Mittlerweile gibt es von der Perth Mint mit Schwan, Emu, Keilschwanzadler oder Paradiesvogel noch mehr geprägte australische Tierwelt.
Für 30 Euro gekauft, für 60 Euro verkauft
Die drei letztgenannten Münzen sind gute Beispiele für die Möglichkeiten, die Premium-Bullion einem renditeorientierten Sammler bringen kann. Der Schwan erschien erstmals im Jahr 2017 mit einer Auflage von nur 25.000 Stück. Beim Emu lag die Auflage bei nur 30.000 Stück. Beide Münzen waren in Rekordzeit ausverkauft und wurden kurz danach deutlich oberhalb des Ausgabepreises gehandelt, der zwischen 20 und 30 Euro lag. Aktuell wird der 2017er Schwan mit 60 Euro und mehr gehandelt, der Emu mit 40 Euro aufwärts.
Premium-Bullion belebt Sammelgebiet
Emu, Schwan und Co. haben zweifelsohne zu einer Wiederbelebung des Sammelgebiets moderner Silbermünzen geführt und viele neue Sammler und Anleger angelockt. Und durch die vergleichsweise niedrigen Einstiegspreise ist dieses Sammelgebiet auch für Zeitgenossen mit schmalem Geldbeutel interessant. Wenn die traditionell getrennten Bereiche des Edelmetall-Investments sowie der klassischen Numismatik künftig stärker zusammenwachsen, kann dies nur positiv für beide Marktsegmente sein.
Finanzamt interessiert sich für privaten Münzhandel
Allerdings sollten Anleger, die mit Silbermünzen das schnelle Geld machen wollen, mehrere Details beachten: Werden Investmentmünzen vor Ablauf der einjährigen Haltefrist nach dem Kauf weiterveräußert, muss der Kursgewinn versteuert werden. Bei allzu häufigen Offerten über Internetauktionen schaut das Finanzamt genauer hin und vermutet eine gewerbliche Tätigkeit. Und nicht immer ist die Rechnung, die sich Bullion-Anleger mit einer vermeintlich seltenen Anlagemünze gemacht haben, aufgegangen. Denn es braucht weitaus mehr als nur eine niedrige Prägezahl, damit sich eine Münze zur modernen Rarität entwickelt.
Bildquelle: Perth Mint
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