Große Nachfrage, geringes Angebot
Palladium – vom abgeschlagenen Exoten zum heimlichen König der Edelmetalle. Wie konnte das passieren? Und lohnt es für Münzsammler oder Investoren, auch in diesem Bereich zu suchen?
Palladium war in der Top-3-Liste der wichtigsten Edelmetalle jahrzehntelang die Nummer Vier, die nach Gold, Silber und Platin gar nicht mehr aufgezählt wurde. Seit Beginn der achtziger Jahre und bis zum Jahr 2000 wurde Palladium in einer Spanne zwischen 100 bis 200 Euro pro Feinunze gehandelt und lag damit weit abgeschlagen hinter Gold und Platin. Gerade dieses Jahr schaffte Gold es immer wieder in die positiven Meldungsspalten. Wer heutzutage auf die Kurstabelle schaut, dürfte seinen Augen jedoch kaum trauen: Die größte Zahl wurde im Oktober 2019 nicht bei Gold und auch nicht bei Platin verzeichnet, sondern ausgerechnet beim Exoten-Edelmetall Palladium – das weiße Metall hat sich in kürzester Zeit zum heimlichen König der Edelmetalle gemausert. Bleibt nur eine Frage: Wie konnte das passieren?
Palladium-Boom dank Umweltbewusstsein
In der Tat scheint es aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, dass Palladium noch im Jahr 2012 nur rund 500 Euro pro Feinunze kostete, während Gold gerade sein damaliges Allzeithoch von knapp unter 1.400 Euro erreicht hatte. Doch seitdem hat die Nachfrage massiv zugenommen. Dabei wurde Palladium zuerst nur als billiger Ersatz für das deutlich teurere Platin verstanden. Doch der Aufwärtstrend hält weiterhin an, obwohl Platin längst billiger ist. Als wichtiger Grund für den Palladium-Boom wird insbesondere der weiter zunehmende Bedarf an Abgaskatalysatoren für Ottomotoren genannt. Zudem hat Diesel in Deutschland nach der gleichnamigen Affäre einen schlechten Stand, immer mehr Deutsche steigen auf Benzinautos um. Und nicht nur hierzulande nimmt das Umweltbewusstsein zu, auch in anderen Boom-Märkten wie Asien müssen sich Autofahrer auf strengere Abgasregelungen einstellen.
Mini-Podcast: Palladium und Weißmetalle
Nachfrage nach Palladium übersteigt Angebot
Während die Nachfrage nach Palladium also immer weiter steigt, kommt das Angebot diesem Bedarf nicht im nötigen Maße nach. Grundsätzlich verteilt sich das Palladiumvorkommen auf der Welt auf fünf Länder – allen voran Russland und Südafrika. Im Jahr 2017 wurden allerdings nur 211 Tonnen Palladium gefördert, größtenteils als Beiprodukt beim Abbau von Kupfer und Nickel. Zum Vergleich: Jährlich werden etwa 3.000 Tonnen Gold aus der Erde geholt, Tendenz fallend. Daher gewinnt das Recycling an Bedeutung, inzwischen wird fast jedes zweite Gramm in der Wiederverwertung gewonnen.

Auf der privaten Verkaufsplattform ebay taucht der Palladium-Emu regelmäßig auf (Quelle: Screenshot ebay)
Rekord-Rallye für das Exoten-Edelmetall
In charttechnischer Hinsicht stehen die Zeichen weiter auf Zuwachs: Palladium hat eine Rallye hingelegt, die geradezu bilderbuchmäßig ausgefallen ist. Der Rekordstand von über 1.770 US-Dollar pro Feinunze im Oktober 2019 lässt die Vermutung aufkommen, dass die Luft kurzfristig dünn werden könnte. Doch das Gesetz von Angebot und Nachfrage greift auch künftig bei Palladium und dürfte dazu führen, dass der Weltmarktpreis fundamental gut unterstützt ist. Der Edelmetallproduzent „Johnson Matthey“ etwa, erwartet in den kommenden Jahren eine Zunahme des Angebotsdefizits.
Hohe Schwankungsbreite
Wenn Anleger von Palladium profitieren möchten, müssen sie allerdings starke Nerven haben und sollten sich – sprichwörtlich – gut anschnallen für eine regelrechte Achterbahnfahrt des Palladiumkurses. Denn dieser kennt nicht nur eine Richtung, sondern hat in den vergangenen Jahren eine große Volatilität an den Tag gelegt. Mit diesem Begriff wird die Schwankungsbreite der Höchst- und Tiefstkurse bezeichnet. Man denke nur an den März 2019, als Palladium von 1.610 US-Dollar innerhalb von nur sieben Tagen auf 1.360 US-Dollar abstürzte. Und im April 2003 kostete die Feinunze sogar nur sage und schreibe 145 US-Dollar. Zum Vergleich: Platin war zeitgleich elf Mal so hoch.
Voraussetzungen für die Rendite
Das größte Problem für Palladium-Anleger in Deutschland ist allerdings nicht die große „Vola“ (so der Börsen-Spitzname für die Volatilität), sondern die Besteuerung. Genau wie auch Silber und Platin, wird Palladium hierzulande ausnahmslos mit der vollen Mehrwertsteuer von 19 % belegt. Dementsprechend müsste ein Investment mindestens um 19 % an Wert zulegen, damit Anleger überhaupt eine Rendite erzielen können. Dieser Umstand hält viele Investoren (übrigens auch von Platin und Silber) fern. Hierbei wird jedoch vergessen, dass Palladium die 19-Prozent-Hürde in der Vergangenheit gleich mehrfach durch einen Wertzuwachs ausgleichen konnte – und das binnen kürzester Zeit.
Von der Münzprägung ignoriert
Ein weiteres Problem für Anleger ist die fehlende Produktvielfalt. Während in Gold oder Silber zahlreiche Anlagen-Münzen verfügbar sind, machen die meisten Prägestätten um Palladium einen großen Bogen. Die Münzen, die sich zu Anlagezwecken eignen, lassen sich an einer Hand abzählen – nicht zuletzt deshalb, weil die meisten Hersteller über keine Palladiumbestände im eigenen Land verfügen. Russland hat sich in der Münzprägung mit Palladium insbesondere in den achtziger und neunziger Jahren hervorgetan. Hierbei sind allerdings keine Investment-Münzen entstanden, sondern Sammlermünzen. Diese werden am Markt inzwischen als Investment-Alternative gehandelt – einen Weg, den auch historische Münzen oftmals gehen.

Bounty (Cook Islands)
Emu-Münze als Palladium-Rarität
Für Freunde von Tiermotiven gibt es allerdings eine Münzenserie, die hierzulande kaum bekannt ist und nicht nur wegen ihres Palladiumgehaltes, sondern auch wegen ihrer Gestaltung einen näheren Blick wert ist. Der „Emu“ aus Australien wurde zwischen 1996 und 1998 von der australischen Perth Mint geprägt. Das Motiv wechselte jährlich, allerdings wurde die Produktion wegen der geringen Nachfrage eingestellt. Die Folge: Heutzutage sind die Palladium-Emus mit einer Auflage von wenigen tausend Stück zu absoluten Raritäten geworden.

Emu (Australien)
Ansonsten gibt es lediglich vom kanadischen Maple Leaf eine Investment-Ausgabe in Palladium, die bei einzelnen Händlern in Deutschland zu bekommen ist. Viele Anleger sind deshalb dazu übergegangen, Palladium über ein so genanntes „Zollfreilager“ zu handeln – dabei entfällt die Mehrwertsteuer, solange die Münzen und Barren im Lager belassen werden.
Fotos/Grafik, wenn nicht anders ausgewiesen: Sebastian Wieschowski
Historische Anlagemünzen
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