Goldmünzen aus dem Deutschen Kaiserreich als Wertanlage
Nur etwa 8 Gramm schwer, kaum größer als ein 50-Cent-Stück und abgenutzt – der wahre Wert dieses kleinen Schatzes erschließt sich meist erst beim näheren Hinsehen. Doch bei den meisten Sammlern hält diese Liebe auf den zweiten Blick ein ganzes Numismatiker-Leben lang: Die 20-Mark-Goldmünzen aus dem Umlauf sind ein exzellenter Einstieg in die faszinierende Welt der Münzen des Deutschen Kaiserreichs.
Für die große Beliebtheit der Kaiserreich-Münzen – für Einsteiger haben wir das Sammelgebiet vor einiger Zeit hier schon mal grob vorgestellt – sorgt vor allem der innere Wert: Als im Jahr 1871 das Reich gegründet wurde, sollte der Wert der gemeinsamen Währung durch Gold und Silber abgesichert sein – und so konnten die Untertanen nicht nur mit unedlen Kleinmünzen (auch „Scheidemünzen“ genannt) bezahlen, sondern auch mit schweren Silbermünzen und glänzenden Goldstücken. Insbesondere die 20-Mark-Goldmünzen wurden von den vier Königreichen Preußen, Württemberg, Sachsen und Bayern in hoher Auflage geprägt, sodass sie bis heute nah am reinen Goldpreis gehandelt werden – sie sind also auch für Edelmetall-Anleger interessant. Und so mancher Gold-Fan legt sich inzwischen statt der klassischen Anlageprägungen wie „Philharmoniker“ oder „Krügerrand“ vor allem die historischen Goldmünzen aus dem Kaiserreich in den Tresor.
Golddeckung sorgte für Stabilität der Mark im Kaiserreich
Die Geburtsstunde der deutschen Goldwährung, deren legendäre Stabilität bis heute bekannt ist, ereignete sich am 4. Dezember 1871. Damals wurde das „Gesetz, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen“ eingeführt. Die nötigen Rohstoffe stammten größtenteils aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870 bis 1871. Insgesamt war die Mark des Kaiserreichs zu einem Drittel mit Gold gedeckt. Das heißt: Jeder Reichsbürger konnte seine Kleinmünzen und die Banknoten, die ab 1910 zum gesetzlichen Zahlungsmittel wurden, jederzeit zu einem festgelegten Kurs in Gold eintauschen. Ab dem 1. Januar 1876 war die Mark im gesamten Reichsgebiet kursgültig und ersetzte diverse regionale Währungen.
Im Jahr 1888 waren sogar alle drei deutschen Kaiser nacheinander auf den 20-Mark-Goldmünzen aus Preußen zu sehen:
- Wilhelm I.
- Friedrich III.
- Wilhelm II.
20-Mark-Goldmünzen wurden zum gehüteten Schatz
Obwohl der Goldgehalt des kaiserlichen Geldes entscheidend zur Stabilität und zum exzellenten Ruf der Mark beitrug, waren die Goldmünzen im täglichen Umlauf kaum anzutreffen. Immerhin soll um das Jahr 1900 herum der Monatslohn eines Hafenarbeiters in Hamburg etwa 60 Mark betragen haben, während ein Chemiearbeiter ungefähr 120 Mark verdiente. Ein Herrenanzug war bereits ab 10 Mark zu bekommen, ein Tisch lag bei etwa 8 Mark. Im Klartext: Das 20-Mark-Stück war zu Kaisers Zeiten das, was heutzutage eine Banknote zu 200 oder 500 Euro ist.
Sparen mit Goldmünzen als (unerwünschter) Volkssport im Kaiserreich
Mit einem Nennwert von 20 Mark, einem Raugewicht von 7,9649 Gramm und einem Feingehalt von 7,1684 Gramm Feingold entwickelte sich die „Doppelkrone“ allerdings schnell zu einem beliebten Sparschwein für die sparsamen Reichsbürger. Historiker gehen davon aus, dass die auffällig geringe Auflagenzahl der kleineren 10-Mark-Münzen daher rührt, dass die Reichsregierung versuchen wollte, den Bürgern das Sparen zu erschweren. Dennoch landeten viele „Doppelkronen“, wie die 20-Mark-Stücke auch genannt wurden, im Sparstrumpf oder in einer kleinen Schatulle, die vom Familienoberhaupt wie ein heiliger Gral gehütet wurde.

20-Mark-Goldmünze – Kleiner Adler – 1888
Seltene Jahrgänge mit Rekordpreisen
Die 20-Mark-Goldmünzen aus dem Kaiserreich sind ein unmissverständliches Beispiel für die Unvergänglichkeit von Gold und die Wertstabilität dieses Metalls für eine Währung. Während viele andere Recheneinheiten untergegangen und die Münzen in der Schrottpresse verschwunden sind, bekommt man bis heute 20-Mark-Goldmünzen bei seiner Hausbank sowie bei Münzhändlern wie MDM. Besonders spannend für Sammler: Neben den Goldmünzen aus den großen Königreichen gibt es auch entsprechende Stücke in geringer Auflage aus den kleineren Bundesstaaten. Und deren Wert kann schwindelerregende Höhen erreichen: Im Jahr 2011 wurde ein 20-Mark-Stück aus dem Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha aus dem Jahre 1872 bei einer Auktion für sensationelle 130.000 Euro versteigert.
Kaiserreich-Goldmünzen bei MDM
Fotos/Grafik, wenn nicht anders ausgewiesen: Sebastian Wieschowski
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