Serie „Münzwettbewerbe“
Wohin mit der Farbe?
Nun hat auch Deutschland eine eigene, ganz offizielle Farbmünze. Während die Nationalfarben Teil der Designvorgabe im dazugehörigen Münzwettbewerb waren, lag die Motivauswahl allein in Gestalter-Hand.
Zwar hat sich der Stempelglanz-Ausgabetermin der neuesten deutschen 20-Euro-Münze aufgrund diverser Schwierigkeiten verschoben, das Thema bleibt dennoch eines der interessanteren in der jüngeren Münzgeschichte unseres Landes. Schließlich bietet die Sterlingsilber-Münze (925/1000) ein Novum. Im internationalen Vergleich, wo Farbausgaben beinahe seit Jahrzehnten an der Tagesordnung sind, mag Deutschlands erste Münze mit Teilkolorierung vielleicht nicht allzu spektakulär daherkommen. Hier jedoch trägt sich „100 Jahre Weimarer Reichsverfassung“ auf alle Zeit als Erstlingswerk in die numismatischen Bücher ein. Schon mit der Ausschreibung wurde bekanntgegeben, dass erstmals ein Farbelement Bestandteil der Prägung sein soll.
Farbmünze technisch machbar?
Als die Öffentlichkeit noch gar nicht wusste, dass eine deutsche 20-Euro-Silbermünze mit Farbveredelung überhaupt ausgegeben wird, war der Münzwettbewerb zu dieser Prägung bereits so gut wie abgeschlossen. Bis zu zwei Jahre kann das Prozedere eines Münzwettbewerbs zwischen Ausschreibung, Entwurfsgestaltung, Bewerbung und Entscheidung schon mal dauern. Dabei hat das Bundesverwaltungsamt (BVA) die kontrollierenden Fäden in der Hand, kümmert sich um die Durchführung des gesamten Wettbewerbs. Dazu gehört auch, die passende Wettbewerbsjury zusammenzustellen – fachliche und sachliche Vertreter entscheiden hier stets gemeinsam. Und zu entscheiden gibt es einige Dinge: Abseits von Optik und persönlichem Geschmack gilt es vor allem, die technische Machbarkeit der eingereichten Entwürfe zu bewerten. Allein nach dieser Beurteilung fallen erfahrungsgemäß schon einige Gestaltungsvorschläge durchs Raster. Ein Relief gerät schnell zu hoch, eine entscheidende Linie zu dünn.
1. Preis – František Chochola, Hamburg

Bildquelle: BVA; Fotograf: Hans-Joachim Wuthenow, Berlin; Künstler: František Chochola, Hamburg
Die drei prämierten Entwürfe für Deutschlands erste Farbmünze hätten kaum unterschiedlicher ausfallen können. Mit dem tschechisch-deutschen Bildhauer, Medailleur und Illustrator František Chochola hat ein erfahrener Münzdesigner die Wettbewerbsjury am meisten überzeugt. Chochola ist sehr klassisch, stellt die Deutschlandflagge – eine der Errungenschaften der Weimarer Reichsverfassung – ins Zentrum der Bildseite. Dabei schlängelt sich der zitierte Artikel 1 der Reichsverfassung rosettenhaft um die farbige Mitte. Vier verschiedenen Schriftgrößen brauchte es, um alle Buchstaben ästhetisch und passgenau unterzubringen. Für die Jury besonders erwähnenswert: „Die erstmals im deutschen Münzwesen verwendete Farbigkeit bleibt nicht bloßes Dekor, sondern bringt die Entscheidungen für Republik und Demokratie zum Ausdruck.“ Währenddessen steht der Verfassungsartikel für „den Übergang von der Monarchie zur Republik und die Legitimation der Staatsgewalt durch das Prinzip der Volkssouveränität“. Positiver Nebeneffekt: Flagge und Adler als Hoheitszeichen zeigen die Kontinuität zwischen der Weimarer Verfassungsordnung und der heutigen Bundesrepublik Deutschland.
2. Preis – Isabel Ritter, München

Bildquelle: BVA; Fotograf: Hans-Joachim Wuthenow, Berlin; Künstlerin: Isabel Ritter, München
Tarnzahl 1548 B alias der zweite Entwurf der Münchnerin Isabell Ritter wurde mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Anders als in Chocholas Siegerdesign, überwiegen hier wieder die Bildelemente. Dabei werden beide Entwürfe der gelernten Holzbildhauerin von deutlich mehr Freiraum dominiert, stellen jedoch die Verfassung in klassischer Dokumentenform – symbolisiert durch deren Titelseite – ins Zentrum der Münze. Im prämierten B-Entwurf lobt die Jury die Idee der Menschengruppe, die die Verfassung trägt, als „sehr bildhaftes und einprägsames Motiv für den Wirkmechanismus einer Verfassung“. Im Falle einer Umsetzung hätte hier der Adler für die Farbveredelung Pate gestanden.
3. Preis – David Grimm, Nürnberg

Bildquelle: BVA; Fotograf: Hans-Joachim Wuthenow, Berlin; Künstler: David Grimm, Nürnberg
Auf dem drittplatzierten Entwurf von David Grimm hingegen hätte die Farbe es wohl weitaus schwerer gehabt, markant ins Auge zu stechen. Grimm entschied sich für eine zweiteilige Darstellung. Während die obere Ebene das Nationaltheater in Weimar zeigt, stützt das Volk die Bildseite symbolisch von unten. Konkret erlaubt der Künstler einen Blick auf die erste Wahl zur verfassungsgebenden Nationalversammlung mit Frauen und Männern auf ihrem Weg zur Wahlurne. Dabei sind die Abbildungen detailreich und originalgetreu ausgearbeitet. Für die dezente Farbgebung waren hier das Wahljahr, die Urne sowie das Goethe-Schiller-Denkmal vorgesehen.
Alle Teilnehmer des Münzwettbewerbs:
Lassen Sie uns Ihre Meinung wissen: Welcher Entwurf gefällt Ihnen am besten?
Farbmünze bestellen
Bildquelle: Münzfotografie der Münze Berlin; Ergebnisprotokoll Münzwettbewerb „100 JAHRE WEIMARER REICHSVERFASSUNG“, August 2018, Bundesverwaltungsamt, Fotograf: Hans-Joachim Wuthenow, Berlin
Tags: 20-Euro-Gedenkmünzen 20-Euro-Münzen 20-Euro-Silbermünzen BVA David Grimm František Chochola Isabel Ritter Münzwettbewerb Silbermünzen Weimarer Verfassung