Serie „Münzwettbewerbe“
Doppelplatzierung für Bodo Broschat
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten: Mancher Entwurf, der einen Münzwettbewerb gewinnt und geprägt wird, entlockt dem einen Betrachter Applaus und dem anderen nur Stirnrunzeln. Wie das wohl bei der 100-Euro-Goldmünze „UNESCO-Welterbe – Dom zu Speyer“ ist?
Mitte Dezember 2018 wurde das Motiv zur 100-Euro-Goldmünze „UNESCO-Welterbe – Dom zu Speyer“ veröffentlicht, Ausgabe der Münze ist im Herbst 2019. Gefunden wurde es – wie bei allen offiziellen deutschen Münzen – im Rahmen eines Münzwettbewerbes. Die Organisation und Durchführung dieser Wettbewerbe – immerhin rund ein Dutzend pro Jahr – ist Aufgabe des Bereichs „Münzwesen“ im Bundesverwaltungsamt (BVA). Weil die Münzprägung selbst dann auch noch koordiniert werden will, vergeht zwischen Münzwettbewerb und Ausgabetermin meistens mindestens ein Jahr.
Vollkommen oder vollkommen daneben?
Schon die Themenauswahl für Gedenk- und Sammlermünzen ist ein beliebter Anlass für Diskussionen – nicht nur unter Münzsammlern. Und da wissen wir noch gar nicht, wie besagtes Thema optisch umgesetzt wird. Seien wir mal ehrlich: Wann immer wir eine neue Münze in unserem Wechsel- oder Urlaubsgeld entdecken, entscheiden wir uns. Mindestens gedanklich. Gefällt uns die Münze? Gefällt sie uns nicht? Können wir mit dem Motiv etwas anfangen? Wer Münzen sammelt, tut das in den meisten Fällen auch. Das zweite Mal spannend wird es dann, wenn es an die Umsetzung des Themas geht: Zu abstrakt? Zu realistisch? Vollkommen? Vollkommen daneben?
Anonyme Entwürfe im Münzwettbewerb
Sobald das Thema nämlich steht, werden verschiedene Medailleure, Graveure, Bildhauer, Grafiker und Designer aufgefordert, ihre Gestaltungsidee(n) für die Bild- und Wertseite einzureichen. Um von vornherein sicherzustellen, dass die technischen Vorgaben eingehalten wurden und, ob der Entwurf tatsächlich realisierbar ist, reicht eine Skizze lange nicht aus. Gleichzeitig wird dem siebenköpfigen Preisgericht auch ein Gipsmodell des Münzentwurfs im Maßstab 5:1 vorgelegt. Um eine unvoreingenommene Entscheidungsfindung zu gewährleisten, werden die Verfasser der Entwürfe zu keinem Zeitpunkt namentlich, sondern stets anhand anonymer Tarnzahlen unterschieden.
12 Künstler, 13 Entwürfe
Im Fall der kommenden 100-Euro-Goldmünze, die als halbe Unze Feingold (999,9/1000) geprägt wird und den Abschluss der UNESCO-Welterbe-Serie bilden wird, hatte die Jury im November 2018 insgesamt 13 Entwürfe von 12 Künstlern auf dem Tisch. Dass unter den Teilnehmern nicht nur große Namen der Branche, sondern auch numismatisch weniger erfahrene Künstler sind, ist durchaus gewollt.
Mächtig plastisch
Den UNESCO-Wettbewerb konnte abermals einer der „großen Namen“ für sich entscheiden: der Berliner Münzgestalter Bodo Broschat, auf dessen Konto beispielsweise auch das Design der 2-Euro-Münze „Helmut Schmidt“ von 2018 geht. Broschat sicherte sich aber nicht nur einstimmig den ersten, sondern auch den dritten Preis in diesem Wettbewerb. Die Nordost-Ansicht des porträtierten Doms zu Speyer wirkt im Siegerentwurf noch plastischer, die ebenfalls dargestellte Krypta mächtiger. Sein drittplatzierter Entwurf arbeitet dagegen trotz ähnlichen Detailbewusstseins mit mehr Freiraum, der für eine umso größere Schrift genutzt wird. Beide Bildseiten-Entwürfe greifen auf dieselbe – eher klassisch und aufgeräumt anmutende – Wertseite zurück.
Andere Prillwitz-Münze kommt 2019
Bastian Prillwitz‘ Entwurf des romanischen Prachtbaus, der ebenfalls auf eine voluminöse Perspektive setzt, wurde mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Ähnlich wie beim Siegerentwurf Broschats sind Bild- und Wertseite typografisch identisch aufgebaut. Das bringt etwas Ruhe in die komplexe Architektur der abgebildeten Kirche und verbindet beide Seiten optisch. Hätte der Prillwitz-Entwurf den ersten Preis bekommen, wäre es ein glatter UNESCO-Hattrick geworden: Auch die 100-Euro-Goldmünzen aus 2017 und 2018 hat der Berliner Designer gestaltet. Eine Prägung nach Prillwitz-Vorlage erwartet Sammler deutscher Münzen aber 2019 dennoch: Am 14. März erfolgt die Erstausgabe der 20-Euro-Silbermünze „100 Jahre Bauhaus“.
Fakt ist: Über Geschmack kann man bekanntlich streiten. Themenübergreifend. Und über Sammlermünzen ganz besonders.
Welche der eingereichten Entwürfe hätten Sie prämiert?
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Bildquelle: Münzfotografien des Bundesverwaltungsamtes, Ergebnisprotokoll Münzwettbewerb „UNESCO-Welterbe Dom zu Speyer“, November 2018
Tags: 100-Euro-Goldmünzen Bastian Prillwitz Bodo Broschat BVA Euromünzen Goldmünzen Münzwettbewerb UNESCO Welterbestätten in Deutschland