Sammelgebiet für Jung und Alt – und für jeden Geldbeutel
Mein Leben als Münzensammler begann im Alter von sechs Jahren vor einer abgegriffenen Zigarrenkiste auf einem Flohmarkt irgendwo im Norden von Deutschland. Als kleiner Junge steckte ich meine Nase in besagte Box und durchwühlte sie stundenlang. Die Liebe zu Kleinmünzen war geweckt.
Am Ende jenes Tages waren meine Finger vom Staub der Geschichte grau eingefärbt und mein Taschengeld von fünf D-Mark in zehn kleine Schätze aus der Kiste zum Preis von je fünfzig Pfennig eingetauscht. Zuhause wurden die rötlich, silbern und gelblich schimmernden Reichspfennige in ein Album einsortiert und sorgfältig auf einer Liste verzeichnet. Zwar fehlten mir für eine vollständige Sammlung noch hunderte andere Stücke, doch ich war stolz und fieberte dem nächsten Flohmarkt und der nächsten Wühlkiste entgegen.
Wie auch für mich, begann für viele passionierte Münzensammler die numismatische Leidenschaft mit deutschen Kleinmünzen. Denn dieses Sammelgebiet umfasst im Grunde alles, was das Herz des Münzenfreundes begehrt: einen roten Faden in Form der Währungsbezeichnungen „Mark“ und „Pfennig“. Während die bestehen blieben, gingen Kaiserreich, Weimarer Republik, Drittes Reich und DDR jeweils irgendwann unter.
Jagen und Sammeln für jeden Geldbeutel
Erschwingliche Massenware und seltene Schätze sowie eine reichhaltige Palette an verschiedenen Münzzeichen und Jahrgängen sowie Erhaltungsgraden – deutsche Kleinmünzen sind ein willkommener Anlass für regelmäßige Münzbörsen und Sammlertauschabende. Entsprechend ambitioniert werden dort doppelte Stücke abgegeben und fehlende Kleinmünzen aufgespürt. Dabei kultivieren die vermeintlich unscheinbaren Kleinmünzen wie kaum ein anderes Gebiet innerhalb der Numismatik das Jagen und Sammeln für jeden Geldbeutel.
Kleinmünzen erzählen Geschichte(n)
Und ganz nebenbei darf man als Münzensammler noch träumen, welche Geschichten wohl mit den Kleinmünzen im Sammelalbum verbunden sind. Ob der abgewetzte Pfennig aus dem Jahr 1914 während des Ersten Weltkrieges vielleicht einem Zeitgenossen als Glücksbringer gedient hat? Ob das 5-Pfennig-Stück aus dem Jahr 1888 seinerzeit möglicherweise als Taschengeld im Sparschwein eines kleinen Jungen schlummerte? Kleinmünzen erzählen eben viel(e) Geschichte(n).

5-Pfennig-Stück in Spitzenerhaltung
Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert
Und wie außergewöhnlich der Anblick eines Markstückes für die Ururgroßeltern im Kaiserreich gewesen sein muss. Immerhin bekam ein Hafenarbeiter in Hamburg um das Jahr 1900 etwa 60 Mark Lohn – im Monat. Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert. Dieser angestaubte Spruch wird beim Stöbern in einer Kaiserreich-Restekiste wieder lebendig.
→ Weitere Geldsprichwörter und ihre Herkunft
Abseits dieser historischen Randnotizen sprechen jedoch auch die harten Fakten für deutsche Kleinmünzen als festen Bestandteil einer jeden Münzsammlung. Besonders Stücke in besserer Erhaltung erfreuen sich einer erstaunlichen Wertstabilität und haben in den vergangenen Jahren sogar an Wert zugelegt. Keine Frage, es ist eine Mammut-Aufgabe, eine Kleinmünzensammlung, etwa aus dem Kaiserreich, zusammenzutragen, denn immerhin gibt es zehn verschiedene Münztypen vom Pfennig bis zur Mark, Prägungen aus neun Münzprägestätten und Erhaltungsgrade von „sehr schön“ bis „Stempelglanz“.

1 Mark 1883 mit Patina
Erstaunliche Wertstabilität
Beim Stöbern in den einschlägigen Münzkatalogen lassen sich zudem viele numismatische Träume entdecken. Beispielsweise das legendäre 4-Pfennig-Stück aus der Weimarer Republik: Den „Brüning-Taler“, hier in „sehr schön“, gab es auch in „Polierte Platte“. Damals verschrien und belächelt, wird er heute gut gehandelt: Ausgehend von 100 Euro Startpreis, überboten sich die Interessenten in einer Auktion bis zum Zuschlag bei 575 Euro.
Kleinmünzen als numismatische Lehre
Wer sich dafür entscheidet, eine Sammlung aus Kleinmünzen aufzubauen, kann sich vor allem einer Sache sicher sein: Vorfreude. Vorfreude auf viele spannende Jahre in der Numismatik. Denn eine Kleinmünzensammlung lässt sich mit Geld allein nicht kaufen. Darüber sind auch Geduld und ein Blick für Details gefragt. Nur so lässt sich dieses Sammelgebiet über viele Jahre erfolgreich zusammentragen. Numismatisch sind Kleinmünzen eine gute Schule. Denn sie fordern ein fundiertes Fachwissen, die Kenntnis über Auflagezahlen und Prägezeichen, ein Gefühl für die Unterscheidung zwischen Massenware und Raritäten. Überdies schaffen sie ein Glanzstück, das nicht allen Münzen gelingt: Sie verbinden Sammler jeden Alters, die sich vielleicht schon auf der nächsten Münzenbörse oder beim Vereinsabend über einer Wühlkiste treffen.
Fotos/Grafik, wenn nicht anders ausgewiesen: Sebastian Wieschowski
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Tags: Kaiserreich Kleinmünzen Mark Pfennig Scheidemünzen Weimarer Republik