Was sammelt Jeff Starck?
Er ist auf den Münzenbörsen dieser Welt zuhause: Jeff Starck ist leitender Redakteur für das Fachgebiet „Weltmünzen“ bei „Coin World“, der größten Münzzeitschrift der Welt. Auch in seiner privaten Sammlung pflegt Starck einen Fokus auf Exoten aus aller Welt. Für den MDM-Blog stellte er auf der Herbstmesse der „Michigan State Numismatic Society“ in Warren/USA seine neuesten Fundstücke vor und fachsimpelte über die Zukunft von Münzenmessen im digitalen Zeitalter:
„Ich bin ganz froh, denn ich habe heute ungefähr dreißig Stücke an einem der letzten Händlerstände gefunden. Ich habe ungefähr fünfzehn der in Umlauf befindlichen Euro-Gedenkmünzen gekauft – es sind Motive aus der gesamten Eurozone, die mir sehr gut gefallen, beispielsweise zum Thema „Menschenrechte“ oder „Jahrestag des Weltkriegs“. Ich habe zudem ein paar Münzen aus Französisch-Indochina bekommen, die sind wirklich in sehr guter Erhaltung.
Gedenkmünzen aus Frankreich als Erinnerung an Europareisen
Dann sind da ein paar moderne Gedenkmünzen aus Frankreich dabei – darüber freue ich mich besonders, denn diese gibt es hier in den USA nicht allzu häufig, und weil ich schon mal den Eiffelturm besichtigt habe, ist dieses Motiv etwas Besonderes für mich. Diese kleine Silbermünze aus Guatemala weist eine schöne Patina auf. Diese Münzen von Madeira sieht man nicht so oft, also ich bin sehr zufrieden.
Eine Medaille als liebevolle Kritik an der Münzenindustrie
„Das ist eine Satire auf alle Gedenkmünzen.“
Aber die größte Freude bereitet mir eigentlich diese Medaille, die im Jahr 1970 von einem amerikanischen Münzhändler herausgegeben wurde. Sie stammt aus dem fiktiven Land „Purple Shaft“ (deutsch: „Purpurstiel“). Das ist eine Satire auf alle Gedenkmünzen, die damals massenhaft ausgegeben wurden. Sicherlich ist die Angebotspalette an Gedenkmünzen auch heute noch ziemlich reichhaltig, aber damals war es etwas Überraschendes für die Sammlerwelt. Daher kam der Händler, der diese Medaille geschaffen hat, auf die Idee, dass diese Münzen niemals wertlos wären oder dass sie niemals weniger wert sein würden, als was Sie dafür bezahlt haben – und weil sie nichts wert waren, nannte er das Land den „Purpurstiel“. Die Münzen haben einen Nennwert von einem „vollen Stiel“ und einem „halben Stiel“ und einem „Viertel-Stiel“. Es ist nur ein satirischer Blick auf die Fülle von Gedenkmünzen auf dem Markt und so macht mir diese Münze besonders Spaß. Sie hat eine Geschichte und man findet sie nicht so oft und daher musste ich sie mir einfach kaufen.
Zukunft der Münzenbörsen in Zeiten des Web 2.0
Wenn du zu einer Münzenmesse gehst, weißt du einfach, dass du unter deinesgleichen bist – und sie alle gehören zu gleichgesinnten Sammlern, nur weil sie vielleicht Morgan Dollars sammeln oder Crown-Münzen oder Welt-Kleinmünzen. Wir sind immer noch Sammler, wir haben immer noch ein gemeinsames Interesse an dem Hobby und haben eine Leidenschaft, die uns voranbringt. Ich sage: Wenn ich zu einer Münzenmesse komme, sehe ich alte Freunde und finde neue Freunde. Hier sind wir in Michigan und ich habe einige Leute getroffen, mit denen ich nur per E-Mail gesprochen habe und online vorher und so konnte ich sie persönlich treffen und mit ihnen sprechen und von ihnen lernen, wofür sie sich mehr interessieren. Und es kommt immer wieder vor, dass jemand sagt: „Lassen Sie mich Ihnen etwas zeigen, was ich hierher mitgebracht habe.“ Und es war eine umwerfende Rarität, sie stammt aus einer berühmten Sammlung, die jeder im US-amerikanischen Münzengeschäft kennt. So was wird man nicht zwangsläufig auch im Internet finden.
Jeff Starck: „Viele Münzen in kurzer Zeit aus nächster Nähe betrachten“
Ja, es gibt auch einen Aufwand für diese Messe, egal ob es um die Fahrt geht oder die Hotelübernachtung oder was auch immer geht, aber ich kann hier rausgehen und mir eine Menge Münzen in kurzer Zeit aus nächster Nähe anschauen. Ich bekomme einen Eindruck von der Marktlage und kann besser abschätzen, welcher Händler möglicherweise überteuerte Preise hat. Eine solche Messe hat einen starken Bildungsaspekt, der Online-Communities übertrifft.
Ich bin online in Facebook-Gruppen aktiv und spreche mit vielen Leuten und das ist alles großartig, aber es ist etwas Besonderes, wenn man über die Messe wandert, sich umschaut, was einem auffällt, und jemanden sieht, mit dem man sich unterhalten kann, und darüber mehr erfahren kann – ohne dass es zwangsläufig ein Verkaufsgespräch sein muss. So etwas bekommst du in dem Ausmaß nicht im Internet geboten und schon gar nicht auf einer Online-Auktionsplattform.
Für echte Raritäten reicht ein Mausklick nicht aus
Du findest Sachen, über die du möglicherweise noch nicht in einem Sammelkontext nachgedacht hast. Ich war vor sechs Wochen auf einer Messe und dort gab es eine riesige Werbetafel an der Schnellstraße – die Veranstalter der Messen versuchen also auch, ein anderes Publikum zu erreichen. Münzfans wissen, wenn eine Münzenmesse irgendwo stattfindet. Sie wissen es, weil ein Freund es ihnen gesagt hat, oder sie gehen zu einer Messe und sehen einen Flyer. Für jede Messe ist es wichtig, die überzeugten Sammler anzuziehen, aber um neue Gesichter anzuziehen, muss kreatives Marketing und eine neue Form der Kontaktaufnahme betrieben werden.“
Aufgezeichnet von Sebastian Wieschowski
„Coin World“ im Internet: https://www.coinworld.com/
Jeff Starck bei Twitter: https://twitter.com/WorldCoinGuy
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