Münzen aus der Weimarer Republik
Genau vor 100 Jahren – am 14. August 1919 – trat die Weimarer Reichsverfassung in Kraft. Ein Neuanfang für Deutschland – nicht nur demokratisch, auch numismatisch. Wenngleich die Münzprägung jener Epoche schwierigen Bedingungen ausgesetzt war, ragen einige Münzen heraus.
Während Münzfans hierzulande vor allem dem Ausgabetermin von Deutschlands erster Farbmünze am 19. September 2019 entgegenfiebern, ist deren Motiv schon jetzt hochaktuell. Genau heute vor 100 Jahren versuchte Deutschland weiter, sich die Spuren des Ersten Weltkriegs von den Schultern zu putzen. Statt in einer Monarchie, fand man sich nun in der im November 2018 ausgerufenen Weimarer Republik – benannt nach dem Tagungsort der Nationalversammlung. Die erste parlamentarische Demokratie sollte das wirtschaftliche und gesellschaftliche Chaos ordnen und den Weg in eine rosige Zukunft ebnen. Leichter gesagt als getan: Politische Unruhen sowie die hohen Reparationszahlungen und weitere Belastungen aus dem Krieg wiegen schwer. Letztendlich schweben sie wie ein Damoklesschwert über der Weimarer Republik.
Mit 50-Pfennig-Stück in die neue Ära
Mit einem 50-Pfennig-Stück gibt die junge Weimarer Republik noch 1919 ihre erste Münze aus. Von den glorreichen Gold- und Silbermünzen des vormaligen Kaiserreichs – wobei auch dort unedle Metalle wie Kupfer-Nickel zum Einsatz kamen – ist die Aluminium-Münze weit entfernt. Dennoch zählt sie zu den herausragenden Einzelstücken deutscher Münzgeschichte. Da der Adler als Symbol- und Wappentier zu dieser Zeit noch nicht feststand, zeigt die 50-Pfennig-Münze eine Ährengarbe mit der Aufschrift „Sich regen bringt Segen“. Die Münze geht auf einen Entwurf des gebürtigen Coburger Künstlers Louis Oppenheim zurück. Rund drei Jahre ist das 50-Pfennig-Stück im Einsatz, ehe der lange Arm der Inflation greift. Schon 1923 entwickelt sich aus der Inflation eine Hyperinflation. Wegen der raschen Entwertung des Geldes, gerät die deutsche Münzprägung an einen Tiefpunkt – nur wenige Nominale werden überhaupt geprägt. Zeitgleich sind sage und schreibe 60.000 verschiedene Arten von Notgeld im Umlauf. Zwar schaffen die Umstellung auf Renten- bzw. ab 1924 Reichsmark Abhilfe, doch die nächste Katastrophe steht schon in den Startlöchern: die Weltwirtschaftskrise von 1929.
Silber-Gedenkmünzen für die Weimarer Verfassung
Schließlich läutet die Weltwirtschaftskrise nicht nur das Ende des Jahrzehnts – der kulturell so vorwärtsdrängenden Goldenen Zwanziger – im Kalender ein, sondern auch die finalen Atemzüge der Weimarer Republik. Bevor Adolf Hitler im Januar 1933 die Machtergreifung gelang, feierte man 1929 numismatisch noch den 10. Jahrestag der Weimarer Verfassung. So wurden motivgleiche Silber-Gedenkmünzen (500/1000) in den Nominalen 3 Reichsmark sowie 5 Reichsmark verausgabt. Die Bildseite zeigt das berühmte Motiv der Schwurhand mit der Umschrift „Treu der Verfassung“ und dem Datum der Unterzeichnung der Verfassung. Urheber des Entwurfs ist der Braunschweiger Jugendstil-Bildhauer, Medailleur und Reformpädagoge Professor Rudolf Bosselt. Zu Bosselts Dunstkreis zählte auch der deutsche Multikünstler Peter Behrens, dessen eigene 20-Euro-Silbermünze Anfang des Jahres als vermeintliche Fehlprägung für einige Schlagzeilen sorgte. Auf der Wert- bzw. Rückseite setzte Bosselt ein Porträt des damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg ein. Ironischerweise war es später ausgerechnet Hindenburg, der Hitler zum Reichskanzler ernannte.
Im Shop ansehen
Tags: Hindenburg Notgeld Pfennig Reichsmark Weimarer Republik Weimarer Verfassung