Nur ein Sovereign für König Edward VII.
In 125 Jahren hat sich die Tower Bridge als eines der beliebtesten Wahrzeichen Londons etabliert. Schon von Beginn an galt sie als architektonisches Meisterwerk. Hinter dem selbstbewussten Ausdruck englischer Größe im mittleren und späten 19. Jahrhundert stehen sogar gleich zwei Monarchen: Königin Viktoria und ihr ältester Sohn, Kronprinz Albert Edward. Hinter diesen beiden wiederum stehen zwei besondere Goldmünzen – der letzte und der einzige Sovereign seiner jeweiligen Art. Kronjuwelen der englischen Münzgeschichte, wenn man so will.
Dass im Vereinigten Königreich gern mal gefeiert wird, haben wir kürzlich erst geklärt und dabei auf die seltenen Sovereign-Goldmünzen mit Jubilee Head (Königin Victoria) geschaut. Anlässe gibt es bei den britischen Nachbarn allzeit genug: Thronjubiläen, royale Hochzeiten, royaler Nachwuchs. Erst vor wenigen Tagen jährte sich der Geburtstag der Jahrhundert-Monarchin Königin Victoria zum 200. Mal. Kaum vier Wochen später, am 30. Juni 2019, steht bereits das nächste Jubiläum im Partykalender. Dann nämlich ist es auf den Tag genau 125 Jahre her, dass die Tower Bridge eröffnet wurde. Bänder durchschneiden, Grußworte sprechen – eine klassische Monarchenaufgabe. Trotzdem übernahm bei der Eröffnung der Tower Bridge 1894 diese Pflicht aber gar nicht die Königin selbst. Vertreten wurde sie durch den Kronprinzen, den damaligen Fürsten von Wales und dessen Ehefrau Alexandra von Dänemark.
Ewiger Thronfolger
Seinerzeit galt der spätere König Edward VII. noch als ewiger Thronfolger – Prinz Charles könnte darüber heute wahrscheinlich nur müde lächeln. Wenngleich Victoria sonst keine allzu großen Stücke auf ihren Sohn hielt, überließ sie ihm solch repräsentative Aufgaben bereitwillig. Auch, weil sie sich seit dem frühen Tod ihres Gemahls Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha 1861 weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurückzog und sich beinahe exzessiv in ihrer Witwenschaft vergrub. Bereits die Grundsteinlegung der monumentalen Hänge- und Klappbrücke am 21. Juni 1886 – begleitet von Salutschüssen aus dem benachbarten Tower of London – nahm Edward vor. Womöglich hat man damals ja auch eine Zeitkapsel mit Münzen oder anderen symbolischen Zeitzeugnissen und Glücksbringern in den Grundstein und somit ins Fundament der Tower Bridge eingelassen? Sovereigns unter der Tower Bridge – so unwahrscheinlich das ist, so spektakulär wäre dieser Fund.
Zahlen und Fakten zur Tower Bridge
Gesamtlänge: 244 m
Längste Stützweite: 61 m
Pfeilerhöhe: 65 m
Höhe Fahrbahn: 9 m
Höhe Fußgängerbrücke: 43 m
Baubeginn: 21. Juni 1886
Eröffnung: 30. Juni 1894
Victorias letzter Sovereign
Ob im Fundament verewigt oder nicht: Numismatische Zeitzeugen gibt es natürlich trotz dessen. Beispielsweise den letzten Sovereign (verschiedene Nominale) von Königin Victoria. Geprägt wurde die Goldmünze (917/1000) ab 1893. Dieses Porträt, auch als „Old Head“ bekannt, sollte das letzte ihrer 63-jährigen Regentschaft sein. Nach Victorias Tod im Jahr 1901 wurde aus dem ewigen „Kronsohn“ schließlich König Edward VII. (deutsch Eduard VII.). Anfangs ungewohnt, aber der Lauf der Dinge: Im Folgejahr verschwand Victorias Münzbild mit Schleier und Diadem dann endgültig aus den Prägemaschinen der Royal Mint.
Keine Rekorde, aber ein Sovereign
Infolgedessen kam nun der neue König zu „seinem“ Sovereign (verschiedene Nominale, 917/1000). Es sollte der einzige bleiben. Knapp zehn Jahre war Edward VII. König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland sowie (wie bereits Victoria) Kaiser von Indien, das zu dieser Zeit noch britische Kolonie war. Im Gegensatz den Rekorden, die seine Mutter bzw. seine Urenkelin jeweils aufstellten, eine verschwindend geringe Zeitspanne. Demnach wurde während seiner Regierungszeit auch nur ein einziges, unverändertes Münzbild auf die Gold-Sovereigns geprägt.
Berühmte Umlaufgoldmünze
Nicht nur die Tower Bridge, auch die Sovereigns Königin Victorias und König Edwards VII. überdauerten das 19. und 20. Jahrhundert. Unter Sammlern, Anlegern und Münzliebhabern genießt der Sovereign mit seinem Ursprung als Umlaufgoldmünze große Berühmt- und auch Beliebtheit. Damit gilt er – unabhängig von der Ausgabe – als Flaggschiff unter den historischen Anlagemünzen. Vorderseitig ehrt der Sovereign jeweils den Regenten seiner Prägezeit, rückseitig ist seit 1817 – bis auf wenige Ausnahmen – stets der heilige St. Georg im Kampf mit dem Drachen abgebildet. Letzteres zählt zweifelsohne zu den berühmtesten Münzmotiven der Welt. Spricht man beispielsweise beim Wiener Philharmoniker vom numismatischen Botschafter Österreichs, ist der Sovereign zweifelsohne das britische Pendant. Als Kolonialmacht besaß Großbritanniens Royal Mint zur Zeit Edwards neben London übrigens auch Zweigstellen in Sydney, Melbourne, Perth (Australien) und Ottawa (Kanada). Die Niederlassungen in Bombay (Indien) und Pretoria (Südafrika) öffneten erst im bzw. nach dem Ersten Weltkrieg.
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