Zeitreise mit römischen Germanicus-Münzen
Vor 2000 Jahren starb der berühmte römische Feldherr Germanicus, der nachträglich an der berühmten Varusschlacht zu rütteln versuchte. Dafür gab es ein(en) As. Sozusagen. Ohne Kartentricks, dafür numismatisch bedeutend: die Germanicus-Münzen aus den ersten Jahren n. Chr.
Die Münzprägung ist bekannt dafür, große Persönlichkeiten auch posthum zu numismatischen Ehren zu bringen. In Deutschland beispielsweise, wird 2020 mit einer eigenen 2-Euro-Gedenkmünze an den 50. Jahrestag von Willy Brandts berühmten Kniefall von Warschau erinnert. Das Motiv der 2-Euro-Münze könnte noch in diesem Herbst bekanntgegeben werden. Dabei ist diese Art der Würdigung keinesfalls eine Erfindung unserer Zeit. Folgen Sie uns 2000 Jahre in die Vergangenheit: Im Jahr 19 n. Chr. starb in Antiochia (antikes Syrien) der römische Feldherr Germanicus, designierter Nachfolger von Kaiser Tiberius. Noch Jahre nach Germanicus‘ überraschend-mysteriösem Tod bestätigten sein Sohn Caligula sowie sein Bruder Claudius vom Kaiserthron aus seine enorme Popularität und ließen As-Münzen mit seinem Konterfei prägen. Im alten Rom zählte der As zu den gebräuchlichsten Münzen. Im Gegensatz zu den heutigen Abläufen in deutschen und internationalen Prägestätten, wurden Asse – und natürlich auch weitere Nominale wie der Denar – zur damaligen Zeit noch aufwendig von Hand geschlagen. So auch die Germanicus-Münzen zwischen 37 und 54 n. Chr.
Zwei Germanicus-Münzen für einen Tag
Was heute nur schwer vorstellbar ist, war seinerzeit Realität: Jede Münze ist damit von Beginn an ein Einzelstück. Ein Unikat, das so kein zweites Mal existiert und sicherlich durch die eine oder andere römische Hand gegangen ist. Apropos zwei: Mit zwei Germanicus-Assen hatte ein römischer Durchschnittsbürger im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung seinen Lebensunterhalt für einen ganzen Tag in der Tasche. Brot, Oliven, Wein, ein Besuch im Amphitheater oder die Dienste vom Schmied wurden so bezahlt. Die Germanicus-Münzen wurden aus Kupfer gefertigt und kommen bei knapp 29 Millimetern Durchmesser auf etwa10 bis 11 Gramm Gewicht – auch hier kann es zu geringen Abweichungen kommen.
Tod des Olympiasiegers
Germanicus, der offiziell Nero Claudius Drusus hieß und ein Großneffe von Kaiser Augustus war, galt als große Hoffnung für den römischen Kaiserthron. Dass der beliebte Feldherr und Tethrippon-Olympiasieger (Wagenrennen) diese Hoffnung nicht erfüllen konnte, geht mutmaßlich sogar auf einen Mord zurück. Angeblich setzte der römische Statthalter Gnaeus Calpurnius Piso Germanicus‘ Leben am 10. Oktober 19 n. Chr. mit nur 34 Jahren durch Vergiftung ein dramatisches Ende. Dass Germanicus schon zu Lebzeiten so beliebt war, kam nicht von ungefähr. Bei der berühmten Schlacht im Teutoburger Wald alias Varusschlacht – benannt nach dem römischen Feldherrn Publius Quinctilius Varus – 10 Jahre vor Germanicus‘ Tod, erlitten die Römer dank des germanischen Cheruskerfürsten Arminius eine schmerzliche Niederlage. Inzwischen ist der damit verbundene Schreckensausruf von Kaiser Augustus als geflügeltes Wort bekannt:
Varus, gib mir meine Legionen wieder!

Handgeschlagen und 2000 Jahre alt – da geht es nicht immer kerzengerade zu.
Germanicus lindert die Varus-Wunde
Germanicus führte die römischen Legionen in den Jahren 14 bis 16 n. Chr. zwischen Rhein und Ems erneut in den Kampf gegen die aufständischen Germanen – und linderte dabei auch die klaffende Varus-Wunde. Wenngleich diese Auseinandersetzungen nicht als lupenreine militärische Erfolge gelten, gaben sie den Römern doch ein Stück ihres Stolzes und zwei der drei verlorenen Legionsadler der Varusschlacht zurück. Dabei kehrte Germanicus auch an den Ort der Niederlage zurück, wo nun die Gebeine seiner Landsleute – immerhin ein Achtel der römischen Streitkräfte – bestattet werden konnten. Allein mit dieser symbolischen Geste sorgten Germanicus und sein Herr für frenetischen Jubel in Rom. Daraus wurde schließlich eine wahre Heldenverehrung. Germanicus‘ dramatische Todesumstände dürften dazu beigetragen haben. Davon zeugen etliche Ehrenmonumente, die kurz darauf entstehen. Und nicht zuletzt die Germanicus-Münzen, von denen einige Exemplare bis heute existieren und inzwischen an den 2000. Todestag des Porträtierten erinnern.
Germanicus-As im Shop
Tags: Antike Arminius As Bronzemünzen Denar Germanicus Rom Silbermünzen Varusschlacht