Neue Münzen braucht das Land
Mit einer neuen Goldmünzenserie aus Deutschland, einem spannenden Experiment mit Münzmaterialien und einem exotischen Ehrengast auf der World Money Fair dürfte es für Münzensammler in diesem Jahr nicht langweilig werden.
In der Schweiz sorgt eine Gedenkmünze zu Ehren des Tennis-Idols Roger Federer für Furore, in den USA durchwühlen Millionen Menschen ihre Geldbörsen auf der Suche nach einem kleinen „W“ auf den Quarter-Münzen und in Deutschland verabschieden sich die Sammler von der UNESCO-Welterbe-Serie der beliebten 100-Euro-Goldmünzen. Das Jahr 2019 war für Münzensammler spannend, nicht zuletzt wegen der sprunghaft gestiegenen Preise für Gold und Silber. Nun sind die Augen allerdings auf 2020 gerichtet. Denn auch in diesem Jahr sieht es danach aus, als dürften Numismatiker sich auf einige Überraschungen freuen.
World Money Fair: Japan im Fokus
Das numismatische Jahr beginnt traditionell erst Ende Januar, wenn Albert Beck das rote Band im Berliner Estrel Convention Center zerschneidet und die World Money Fair offiziell eröffnet. Die weltgrößte Münzenmesse ist nicht nur ein großer Treffpunkt für Sammler aus ganz Deutschland, sondern auch ein Stelldichein für die Wichtigen der Branche. Mit Japan ist in diesem Jahr ein Land als Ehrengast mit von der Partie, das in numismatischer Hinsicht eher im Schatten anderer asiatischer Nationen wie China steht.
Das Programm der diesjährigen World Money Fair macht deutlich, dass die Veranstalter auf altbewährte Rituale setzen: Empfänge, Preisverleihung der „Coin of te Year“, Media Forum und Technical Forum. Es bleibt spannend, welche Einflüsse und Ideen der früheren Messe-Chefin Gitta Künker sichtbar werden. Die erfahrene Change Managerin war im vergangenen Jahr mit großem Elan in die Vorbereitungen gestartet, ehe sie im Spätsommer 2019 mit ihrem geräuschlosen Rücktritt viele Beobachter überrascht hat.
Eine große Änderung ist bereits jetzt absehbar: Die Absenkung der Bargeldgrenze dürfte zumindest den Handel mit Edelmetallen auf der World Money Fair einschränken. Beim Blick in die Ausstellerliste der diesjährigen World Money Fair ist auffällig, dass gleich mehrere große Namen der Edelmetallbranche, die in den letzten Jahren mit prominenten Ständen vertreten waren, fehlen. Offenbar sorgt die Absenkung der Grenze für anonyme Bargeldzahlungen von 10.000 auf 2.000 Euro dafür, dass die Messeteilnahme sich für Edelmetallhändler nicht mehr rechnet – in einer Branche, die mit Margen von weniger als einem Prozent arbeitet, ist dies kaum verwunderlich.
Deutsche Gedenkmünzen: Säulen der Demokratie – und Niob?
Während es im Zeitalter der Deutschen Mark noch undenkbar schien, dass die Bundesrepublik eines Tages eigene Goldmünzen herausbringen würde, gehörten die Prägungen zu Ehren ausgewählter UNESCO-Welterbestätten mit einem Nennwert von 100 Euro und einem Feingehalt von einer halben Unze Gold inzwischen zum Inventar einer jeden gut sortierten Deutschland-Sammlung. Nach 16 Ausgaben war im Jahr 2019 allerdings Schluss mit der Rundreise durch die prächtigsten Altstädte, Schlösser und Stadtansichten der Republik.
Im Oktober 2019 berichtete der MDM-Blog erstmals über den Nachfolger: Ab dem Jahr 2020 soll es eine dreiteilige Mini-Serie zum Thema „Säulen der Demokratie“ geben. Die ersten Reaktionen auf dieses Motto waren gespalten: Viele Sammler und Anleger zeigten sich in den sozialen Netzwerken positiv überrascht, dass es überhaupt eine neue Serie mit Goldmünzen geben würde, welche auch als Investment geeignet sind.
Allerdings war auch ein deutliches Unbehagen ob der abermals konservativen Themenwahl zu vernehmen: Dass nach Stadtansichten, dem Deutschen Wald und zuletzt Musikinstrumenten wieder ein traditionelles und staatstragendes Sujet ausgewählt wurde, passt offenbar vielen Münzfreunden nicht. In diesem Zusammenhang wird immer wieder auf andere Länder verwiesen, insbesondere auf Österreich. Nach Ansicht vieler Sammler, die sich auf dem Facebook-Profil von MDM und in einschlägigen Münzensammler-Gruppen an Diskussionen beteiligt haben, schafft es die Münze Österreich deutlich besser, Tradition und Fortschritt in der Münzprägung zu vereinigen.
Apropos Fortschritt: Mit der dreiteiligen 10-Euro-Münzenserie „Luft bewegt“ wollten die deutschen Prägestätten an den Erfolg mit den Polymer-Gedenkmünzen zu fünf Euro anknüpfen und zeigen, was sie können. Dies ist ihnen durchaus gelungen: Im Jahr 2020 soll erstmals Rotbronze als Münzmetall zum Einsatz kommen. Und die dritte und letzte Münze der Serie, die im Jahr 2021 erscheint und 2020 vorgestellt wird, könnte für Sammler ein wahres Farbenfeuerwerk bereithalten.
Es halten sich hartnäckig Gerüchte, wonach erstmals eine deutsche Niob-Münze geprägt werden soll. Dass andere Länder (Stichwort Österreich) mit diesem Metall seit Jahrzehnten für Furore sorgen – geschenkt. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen im Bundesverwaltungsamt allen verfügbaren Mut zusammennehmen, damit Deutschland nach dem Erfolg seiner Polymer-Münzen nicht wieder in der Versenkung verschwindet.

Fotomontage: So ähnlich (ganz links) könnte die letzte Münze der Serie, dann geprägt mit 2021, aussehen, Künstler der Wertseite: Andre Witting
Bullionmünzen: Im Spätsommer wird es spannend
Für Freunde der modernen Edelmetall-Anlagemünzen (auch „Bullion“ genannt) wird es normalerweise erst im Sommer spannend. Traditionell läutet im August ein Hamburger Edelmetallhändler das bevorstehende Bullion-Jahr ein und stellt das Motiv für 2021 seiner „Somalia Elefant“ Münzen vor. Im September folgt die Perth Mint mit Kookaburra, Koala und Lunar sowie dem Känguru. Der China Panda für 2021 wird im November präsentiert.
Bereits jetzt ist jedoch absehbar, dass es auch in der Welt der Bullionmünzen einige Überraschungen geben wird. So hat die Perth Mint nach dem Riesenerfolg mit ihren Simpsons-Anlagemünzen (ja, Sie haben richtig gehört – wer in Gold anlegen will, kann sich seit dem Jahr 2020 einen Homer Simpson aus purem Gold in den Tresor legen) einen Nachfolger angekündigt: Kein Geringerer als Krusty der Clown wird auf der zweiten Simpsons-Bullionmünze zu sehen sein. Zudem dürfte die Royal Mint aus Großbritannien einen Nachfolger für die beliebten „Queens Beasts“ vorstellen, die im Jahr 2021 letzmalig erscheinen. Und die Royal Canadian Mint will auf der World Money Fair gleich drei neue Bullion-Neuheiten präsentieren.
American Eagle: Ein Facelift nach drei Jahrzehnten
Im Laufe dieses Jahres wird es Neuigkeiten von einer Münze geben, die in den letzten Jahren kaum Schlagzeilen gemacht hat: Die United States Mint verpasst ihrem „American Eagle“ in Silber einen Facelift. Seit 1986 erscheint die Anlagemünze in Silber mit gleichbleibender Gestaltung. Über Sicherheitsmerkmale hatte man sich damals offenbar keine genaueren Gedanken gemacht, in der Zwischenzeit hat sich der Eagle deshalb zu einem beliebten Gegenstand für Münzfälscher entwickelt. Eine fälschungssichere Neuauflage war also dringend nötig – und es bleibt spannend, wie die Graveure der US Mint den Weißkopfseeadler neu interpretieren. Wie dies möglich wäre, haben sie bereits 2019 gezeigt: Im vergangenen Jahr erschien eine „Enhanced Reverse Proof“-Ausgabe für Sammler, welche zum Ausgabepreis von 65 US-Dollar in Rekordzeit ausverkauft war und mit Grading derzeit für rund 1000 US-Dollar gehandelt wird.

Von 65 auf 1.000 US-Dollar: Der American Eagle als „Enhanced Reverse Proof“-Variante. (Foto: US Mint)
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