Stellen Sie sich mal Folgendes vor: Sie stöbern auf dem Dachboden, inmitten von alten Schränken, verstaubten Büchern und vergessenen Gerätschaften. Und da ist es dann: Das kleine Kästchen, das Sie denken lässt, Sie wären gerade mitten in einem Piratenfilm. In so einem Moment könnte doch mal jemand die Filmmelodie von Indiana Jones im Hintergrund abspielen. Und es ist wirklich wie beim Jäger des verlorenen Schatzes: Sie öffnen das Kästchen und blicken auf einen Haufen Münzen. Alt aussehende Münzen. Vielleicht wertvoll? Gute Frage. Schnitt. Natürlich ist es selten wie im Film. Solche Keller- oder Dachbodenfunde gibt es dennoch immer mal wieder. Manchmal wird man auch durch eine geerbte Münzsammlung vor die Frage nach deren Wert gestellt. Schatz oder doch Schrott?
Den Wert einer seltenen Münze oder Münzsammlung zu ermitteln, ist oft schwieriger als gedacht. Ist man Laie auf dem Gebiet der Numismatik, ist man gut beraten, sich in dieser Situation an ein paar Tipps zu halten. Ganz oben auf dem Zettel: Ruhe bewahren, Überblick verschaffen. Lassen Sie sich Zeit, Ihre nächsten Schritte zu planen.
So verlockend der Gedanke auch ist, dass man soeben zwischen Altkleidern und ausgedienten Möbeln zu Reichtum gekommen ist … Der Wert einer Sache ist immer auch der Preis, den ein Anderer bereit ist, dafür zu bezahlen. Ähnlich wie Briefmarken, Antiquitäten oder Kunstwerke – praktisch kaum ein Sammelgebiet ist davor gefeit – unterliegen auch Münzen Preisschwankungen. Immer bestimmt durch Angebot und Nachfrage. Eine Münze, die vor fünf Jahren 50 Euro wert war, könnte heute schon den doppelten Wert haben. Die deutschen Zwei-Euro-Gedenkmünzen sind ein gutes Beispiel für solche Wertsteigerungen. Sie empfehlen sich daher auch als Einstieg, wenn man eine Münzsammlung aufbauen will.
Die ersten Schritte
Auch wenn die Herkunft einer Münzsammlung völlig unbekannt ist, kann sich das eine oder andere wertvollere Stück darin verbergen. Naturgemäß können jedoch nicht alle Münzen, die weltweit über die Jahrhunderte geprägt wurden, wertvoll sein. Gold- und Silbermünzen haben aber immer mindestens den Wert des enthaltenen Edelmetalls.
Um den Wert Ihres Münzfundes auszumachen, sollten Sie hier starten: Von wem stammen die Münzen? Die Antwort kann mitunter wichtige Anhaltspunkte liefern. Hat ein Weltenbummler rund um den Globus einfach nur eine Vielzahl Münzen als Reiseerinnerungen mitgebracht? Wenn ja, ist ein hoher Wert der Sammlung eher unwahrscheinlich. Eine umfangreiche Recherche würde voraussichtlich kaum lohnen. Unser Tipp: Heben Sie die Münzen trotzdem auf und genießen Sie den Gedanken, dass Sie an jemandes Erinnerungen teilhaben dürfen.
Spannend wird es, wenn der Vorbesitzer langjähriger Münzsammler war oder gezielt Geld in Münzen investiert hat. In diesem Fall sollten Sie unbedingt doch nochmal den Indiana-Jones-Hut aufsetzen. Oder besser die Mütze von Sherlock Holmes – jetzt beginnt die Detektivarbeit.
Verschiedene Möglichkeiten der Wertermittlung
Auf geht’s: Das Internet wird Ihnen erste Hinweise bringen. Auch Onlineauktionshäuser wie eBay sind brauchbare Ergebnislieferanten. Ebenso hilfreich – und zum Teil sogar online einsehbar – sind Münzkataloge und Fachzeitschriften. Geben Sie bei Ihrer Suche alles ein, was auf der zu bewertenden Münze abzulesen ist. Unter einer Vielzahl von – mal mehr, mal weniger brauchbaren – Treffern werden erste Informationen auftauchen. Oft handelt es sich um Verkaufspreise, die bei einem Privatverkauf nicht oder nur zu einem geringen Prozentsatz erzielt werden können. Doch der Teufel steckt, wie so oft, im Detail: Selbst zwei auf den ersten Blick ähnliche oder gar identische Münzen können höchst unterschiedliche Werte haben. Da stellt sich die Frage:
Was macht den Wert von Münzen eigentlich aus?
Den Wert einer Münze zu bestimmen, ist eine komplexe Aufgabe. Bei jeder Münze können andere Kriterien ausschlaggebend sein, die den Wert in die eine oder andere Richtung verschieben. Meistens ist es eine Kombination mehrerer Faktoren, die den finalen Wert ausmacht. Als wichtigste Eckpunkte gelten die Seltenheit (Auflage), das Alter, der Erhaltungszustand und die aktuelle Sammlernachfrage einer Münze.
Die „Seltenheit“ beschreibt, wie viele Münzen eines bestimmten Typs heute noch verfügbar sind. Eine Münze, die vor hundert Jahren zwar in hoher Auflage geprägt, deren Bestand durch Kriege oder ähnliche Ereignisse aber deutlich dezimiert wurde, kann heute beispielsweise seltener sein, als eine moderne Nachkriegsmünze mit nur geringer Auflage, die aber fast komplett erhalten geblieben ist.
Viele alte Münzen sind heute vor allem deshalb wertvoll, weil ihre noch verfügbare Stückzahl sehr gering ist und nicht etwa allein aufgrund ihres hohen Alters. Dabei ist eine alte Münze in überdurchschnittlichem Erhaltungszustand immer wertvoller als ein Umlaufexemplar, das über längere Zeit als Zahlungsmittel genutzt wurde. Beschädigte oder stark abgenutzte Münzen sind oft kaum noch verkäuflich. Eine Ausnahme sind die bereits erwähnten Edelmetallmünzen, die stets ihren Materialwert behalten.
Ein weiterer Aspekt ist die Sammlernachfrage – während sie für deutsche Münzen erfahrungsgemäß recht hoch ist, kann sie bei Münzen aus „exotischen“ Ländern auch deutlich kleiner ausfallen. Je besser die Einstufung in jedem Einzelkriterium, desto höher der Wert. So könnte eine seltene und alte Münze aus einem gefragten Sammelgebiet in exzellenter Erhaltung eine starke Nachfrage und damit einen höheren Wert erzielen.
Der Gang zum Experten
Nun steht der Gang zum Experten an. „Bares für Rares“ im echten Leben sozusagen. Die fachlich fundierteste Auskunft über den Wert Ihrer Münzen gibt Ihnen ein vereidigter Sachverständiger, der sowohl Erhaltungszustand als auch Wert der Stücke genau bestimmen kann. Namen und Adressen solcher Sachverständiger bekommt man bei der Industrie- und Handelskammer, auf Anfrage in Listenform oder – zum Beispiel mit dem Stichwort Numismatik – hier auch online.
Auch der Weg zum lokalen Münzfachhändler kann für kompetente Auskunft sorgen. Hier ist jedoch taktisches Kalkül gefragt: Da Händler unter Umständen eine Schätzgebühr verlangen, fragen Sie nicht „Was sind meine Münzen wert?“. Geschickter ist es, zu erwähnen, dass Sie beabsichtigen, die Münzen gegebenenfalls zu verkaufen und sich daher ein Ankaufsangebot einholen möchten. Ist der Fachhändler interessiert, wird er Ihnen einen Ankaufspreis nennen. Für Sie ist das noch immer keine Verpflichtung. Im Gegenteil: Holen Sie sich im Anschluss eine weitere Meinung ein – das kann nie schaden.
Ist Ihre Sammlung umfangreicher und hochpreisiger, beispielsweise aus Goldmünzen bestehend, gibt es eine weitere gute Adresse: Auktionshäuser. In renommierten Auktionshäusern finden Sie ebenfalls sachkundige Experten, die Auskunft erteilen und Sie beraten können.
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