Ankündigungen deuten auf einen Wandel der World Money Fair
Vor einer Woche war das Berliner Estrel Hotel noch das Epizentrum der internationalen Numismatik. In unseren letzten Videos haben wir ja bereits einige Live-Eindrücke von der Münzenmesse geteilt. Hier werfen wir nicht nur einen Blick zurück, auch nach vorn auf die Zukunft der World Money Fair.
Messe-Specials zum Staunen
Dass es viel zu sehen gab, haben – das konnte man gerade in sozialen Netzwerken wie Instagram und Facebook gut verfolgen – nicht nur gestandene Münzensammler, sondern auch eher neutrale Besucher angemerkt. Münzen aller Farben, Formen, Materialien, Gewichtsklassen, Herstellungsarten gehören auf der World Money Fair längst zum Portfolio der rund 300 großen Aussteller und Prägestätten. Viele davon übrigens mit Spezialausgaben eigens für die Messe. Beispielsweise die Royal Australian Mint, die einen Känguru-Dollar mit einer kleinen Brezel als Privy Mark herausgegeben hat. Ein langjähriger Bekannter unter den Messe-Specials ist auch der Panda. De facto gibt es ja auch kaum eine bessere Möglichkeit, Sammlern einen so realen Einblick in das eigene Münzprogramm zu geben. Aber auch zahlenmäßig dürften die Veranstalter zufrieden sein. Obwohl bisher keine genauen Zahlen veröffentlicht wurden, kann man wieder von deutlich über 10.000 Besuchern ausgehen. Über alle drei Tage beobachtet, mischten sich auch etliche Kinder und Jugendliche darunter – die meisten von ihnen eifrig auf der Jagd nach den nächsten Münzen und Stempeln für ihren Münzpass. Wenn es also heißt, das Münzensammeln sei tot, ist das nur der pessimistische Blick auf das Hobby Numismatik.
Messe mit zwei Gesichtern
Während es drinnen in der großen Halle vor allem um die ebenso große Show ging, zeigte die Messe in den verzweigten Fluren und Foyers ein ganz anderes Gesicht. Hier herrschte überwiegend Marktstimmung: Kleine, einfache Stände aus allen möglichen Ländern rund um den Globus, eine riesige Bandbreite an Münzen und Banknoten, geschäftiges Treiben und Feilschen, ausgelassene Fachsimpelei, viel Kauf, viel Verkauf. Mit einem Lächeln könnte man sagen: Die zwei Leben der World Money Fair.

Auch das ist die World Money Fair
Null-Euro-Scheine polarisieren
Obwohl aufwändige Standbauten nicht zu diesem bodenständigen Teil der Münzenmesse gehören, war ein Deko-Element dort weit verbreitet: das Violett der Null-Euro-Scheine. Noch vor zwei Jahren hatten nur wenige Sammler die Souvenir-Banknoten auf ihrem Zettel. Inzwischen ist die Vielfalt an Motiven derart gewachsen, dass einige Fans der ersten Stunden nur noch mit dem Kopf schütteln. Wenngleich dieses Sammelgebiet vielleicht schon seinem Peak entgegensteuert, scheint es aber trotzdem noch genug zu reizen. Andernfalls hätte Richard Faille, der französische Erfinder des lila Phänomens, bei seinen beiden Autogrammstunden sicher weniger zu unterschreiben gehabt. Lange Schlangen gab es zeitweise auch bei der Verkaufsstelle für Sammlermünzen und den europäischen Prägestätten, wie etwa der Royal Dutch Mint, der Monnaie de Paris oder der Royal Mint of Belgium. Speziell Euromünzen dürften damit bewiesen haben, dass sie nach wie vor ein beliebtes Sammelgebiet sind. Hier und da, zum Beispiel bei der Münze Berlin oder in der 3D-Erlebniswelt von MDM, wurde gleichzeitig ein bisschen am Entertainmentfaktor gedreht.
Frischer Wind mit Gitta Künker
Für Gitta Künker war es die erste World Money Fair als Geschäftsführerin. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Gutes zu bewahren und dennoch zu modernisieren. In einem Interview mit der Coin Couch hat sie ein paar Ansätze verraten. Schon in diesem Jahr wurden der größten Münzenmesse der Welt ein paar neue Ideen eingehaucht, um sie etwas zu entstauben und publikumsoffener zu gestalten. Erstmals gab es Podiumsdiskussionen und verschiedene Workshops, die die Sammler wieder mehr in den Mittelpunkt des Geschehens rücken wollten. Ihnen neben den vielen B2B-Runden, die auf der World Money Fair stattfinden, ebenfalls einen Treffpunkt zu verschaffen. Vielleicht lag es an der etwas abseitigen Lage des Raumes, dass die Grading-Diskussionsrunde am Ende trotzdem kaum ein Dutzend Teilnehmer – und die zumeist vom Fach –anlockte, waren. Solche Events auch räumlich ins Zentrum der Messe zu holen, könnte gleichzeitig helfen, Hemmschwellen beim Publikum abzubauen. So oder so ein Schritt in die richtige Richtung, der unbedingt weiter verfolgt werden sollte.
COTY-Award als Publikumspreis?
Ein bisschen mehr Glanz und Publikum hätte auch die Preisverleihung „Coin of the Year“ verdient. Dazu hat Gitta Künker bereits angekündigt, dass uns interessante Neuerungen erwarten. Und apropos Publikum: Warum nicht ein Publikumspreis? Eine Münze, die nicht von Fachjuroren, sondern ausschließlich von Münzfans gewählt wird. Diverse Medienpreise machen ja schon vor, dass es durchaus beides geben kann.
Digitalisiert ins WMF-Jubiläum
Im Zuge der Zukunftsideen fiel auch der Ansatz „Digitalisierung“. Das macht jetzt schon neugierig auf die kommende World Money Fair. Gleichzeitig soll die Veranstaltung nicht mehr nur als ein Höhepunkt im Jahr aufblitzen, sondern ganzheitlicher durchs Sammlerjahr begleiten. Und ein großes Jubiläum klopft auch schon vorsichtig an: 50 Jahre World Money Fair. Die Ur-Version der World Money Fair fand 1972 in Basel statt – damals noch als klassische Münzenbörse. Mit den Jahren kam nicht nur der Umzug nach Berlin (2006), sondern vor allem der Wandel zur internationalen Münzenmesse für Sammler und Händler.
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