Reise durch Deutschland: Von bauenden Monarchen, opulenten Schlössern und besonderen Talern
Neben Dichtern und Denkern hat Deutschland auch immer wieder Monarchen mit einem Faible für Baukunst hervorgebracht. Verewigt haben die sich aber nicht nur in Stein, sondern naturgemäß auch auf Silbertalern. Von Süden nach Norden schauen wir auf fünf dieser adeligen Bauherren, ihre Bauwerke und natürlich ihre Münzen.
In Heidelberg fand die weltweit erste – übrigens erfolgreiche – Nierenoperation statt, in Ägypten wurde der Suezkanal eingeweiht, in Eisenach gründete sich die Sozialdemokratische Arbeiterpartei SDAP (heute SPD). All das passierte 1869. Ebenfalls in diesem Jahr ließ König Ludwig II. im bayerischen Allgäu den Grundstein für sein bis heute berühmtestes Prunkstück legen – Schloss Neuschwanstein. Auch wenn der „Märchenkönig“ und sein „Castrum Swangowe“ heute fast immer als erste Referenz genannt werden, wenn es um Deutschlands bekannteste Schlösser und Burgen geht … neben Dichtern und Denkern hat unser Land auch immer wieder Monarchen mit einem besonderen Faible für Baukunst hervorgebracht. Verewigt haben die sich aber selbstverständlich nicht nur in Granit, Kalk- oder Sandstein, sondern naturgemäß auch auf Silbertalern. Von Süden nach Norden schauen wir auf fünf dieser adeligen Bauherren, ihre Bauwerke und natürlich ihre Münzen.
Kein Schloss ohne Silbertaler
In Sachen Ausmaße stehen die folgenden fünf deutschen Silbertaler den Burgen und Schlössern ihrer Zeit verhältnismäßig in nichts nach. Mit einem jeweiligen Durchmesser zwischen 32 und 38 Millimeter sind sie nicht nur groß, sondern kommen dank einer Silber-Reinheit zwischen 750 und 900 Tausendsteln auch auf ein stattliches Gewicht zwischen 18,5 und 22 Gramm. Zum Vergleich aus unserem heutigen Umlaufgeld: 2-Euro-Münzen – mit Kupfer-Nickel wohlgemerkt ein anderes Material – kommen auf 25,75 Millimeter und 8,5 Gramm. Verglichen mit den teils großen Stückzahlen heutiger Gedenkmünzen waren damalige Auflagen sehr niedrig. Viele Exemplare gingen im Laufe der Zeit verloren oder wurden gar wieder eingeschmolzen. Gleichzeitig wurden die Motive einiger Taler über die langen Prägezeiträume hinweg leicht verändert.
Schloss Neuschwanstein
Madonnentaler König Ludwig II. von Bayern
Silbertaler und Schlösser. Wer diese beiden Themen zusammenfasst, kommt an einem Monarchen und seinem „Traumhaus“ nicht vorbei: König Ludwig II. von Bayern und Schloss Neuschwanstein. Schon um den Märchenkönig selbst ranken sich bis heute zahlreiche Mythen und Legenden. Schloss Neuschwanstein, dessen Aus- und Umbau auf Ludwigs Ideen zurückgeht, lockt jedes Jahr rund 1,4 Millionen Menschen aus aller Welt an. Damit ist das Märchenschloss im Stil alter deutscher Ritterburgen eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. So groß der Wunsch nach einem eigenen, verträumten Refugium in den Bergen war … leben konnte Ludwig diesen Traum nicht wirklich lange – er starb noch vor Fertigstellung seines steinernen Märchens. Sieben Wochen nach seinem mysteriösen Tod wurde Neuschwanstein 1886 schließlich für das Publikum geöffnet.
Prunk und Mystik setzen sich auch auf den Ludwig’schen Talern fort. Vor allem katholisch geprägte Länder wie Ungarn verewigten ihre Monarchen auf Madonnentalern in Gold oder Silber. Entsprechend beliebt waren Madonnentaler demnach auch in Bayern. So hat eben auch der Märchenkönig sein Exemplar. Häufig erhalten Marienbildnisse auch die italienische Bezeichnung „Madonna“ („meine Dame“). Denn: Namensgeber und Teil des Motivs solcher Madonnen- oder auch Marientaler ist stets die Mutter Gottes. Hier zeigt das Münzbild – Madonnentaler variieren in ihren Darstellungen der Maria – die Gottesmutter mit dem Jesuskind. Mit der Inschrift „Patrona Bavariae“ wird Marias Rolle als Schutzheilige Bayerns herausgestellt.
Numismatische Details – Madonnentaler
Ausgabeland: Bayern
Regent: König Ludwig II.
Nennwert: 1 Taler
Prägezeit: 1866-1871
Metall: Silber (900/1000)
Erhaltung: sehr schön (ss)
Durchmesser: ca. 32 mm
Gewicht: ca. 18,5 g
Vorderseite: Büste des Königs
Rückseite: Madonna mit Kind, Jahr
Burg Hohenzollern
Ausbeutetaler König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen
Mit der nächsten Burg und dem nächsten Taler geht es nach Baden-Württemberg. Hier – majestätisch am Rand der Schwäbischen Alb – liegt die Burg Hohenzollern. Früher war sie Stammsitz des ehemals regierenden preußischen Königs- und deutschen Kaiserhauses sowie des Fürstengeschlechts von Hohenzollern. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts war die Burg eine Ruine. Der damalige preußische Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. ließ die riesige Burganlage vom renommierten Berliner Architekten Friedrich August Stüler jedoch im neugotischen Stil wieder errichten. Mit Erfolg: Für Kaiser Wilhelm II. jedenfalls war der „Ausblick von der Burg Hohenzollern wahrlich eine Reise wert“. Silberne Relikte jener Zeit sind die „Ausbeutetaler“ mit der Büste Friedrich Wilhelm des IV. Ihren kuriosen Namen tragen diese Silbertaler nicht von ungefähr. Schließlich wurden sie aus der Ausbeute des Mansfelder Bergbaus geprägt – Silber, das bei der Kupfer-Verarbeitung gewonnen wurde. Zu dieser Zeit war Mansfeld noch preußische Grafschaft.
Numismatische Details – Ausbeutetaler
Ausgabeland: Preußen
Regent: König Wilhelm IV.
Nennwert: 1 Taler
Prägezeit: 1842-1860
Metall: Silber (750-900/1000)
Erhaltung: sehr schön (ss)
Durchmesser: ca. 33 mm
Gewicht: ca. 18,5-22,2 g
Vorderseite: Büste des Königs
Rückseite: Wert, Jahr
Schloss Marienburg
Vereinstaler König Georg V. von Hannover
Inzwischen sind wir in der Region Hannover angekommen. Hier steht mit dem Schloss Marienburg ein wahres Denkmal der Liebe. König Georg V. von Hannover machte es seiner Gemahlin Marie 1857 zu ihrem 39. Geburtstag zum Geschenk. Weil er bereits in frühester Jugend erblindete, sah er selbst das zwischen 1858 und 1867 errichtete Bauwerk nie mit eigenen Augen. Und auch Königin Marie bewohnte das eindrucksvolle Gebäude mit seinen unzähligen Türmchen und Zinnen nur für kurze Zeit. Bereits 1867 musste sie ihrem Mann ins österreichische Exil folgen, nachdem Preußen das Königreich Hannover annektiert hatte. Das Münzzeichen B auf dem stellvertretenden Vereinstaler verrät, dass der Silberling auch in Hannover geprägt wurde. Vereinstaler waren die gemeinschaftlichen Silbermünzen sämtlicher Mitgliedstaaten des Deutschen Zollvereins. Auf seiner Randinschrift bringt dieser Silbertaler eine gehörige Portion Kampfgeist und Optimismus mit. Sie prägte die Losung des 1815 von König Georg IV. gestifteten welfischen Guelphen-Ordens: NEC ASPERA TERRENT – Widrigkeiten schrecken nicht.
Numismatische Details – Vereinstaler
Ausgabeland: Hannover
Regent: König Georg V.
Nennwert: 1 Taler
Prägezeit: 1857-1866
Metall: Silber (900/1000)
Erhaltung: sehr schön (ss)
Durchmesser: ca. 33 mm
Gewicht: ca. 18,5 g
Vorderseite: Büste des Königs
Rückseite: Bekröntes Wappen, Wert, Jahr
Schloss Sanssouci
Reichstaler König Friedrich II. von Preußen
Weiter geht es nach Potsdam, wo das „preußische Versailles“ noch heute jedes Jahr zahlreiche Besucher anlockt. Gleichzeitig ist kein anderes Schloss so sehr mit der Person Friedrichs des Großen verbunden wie Schloss Sanssouci. Seine Skizzen dienten als Vorlage für das kleine Schloss im elegant verspielten Rokoko-Stil. Der berühmte preußische König, heute immer noch als der „Alte Fritz“ bekannt, ließ es in den Jahren 1745 bis 1747 errichten. Der Name Sanssouci – zu Deutsch „ohne Sorge“ – ist als Wunsch und Leitmotiv des Monarchen zu verstehen, denn sein Sommersitz war ihm Lieblings- und Rückzugsort zugleich. Einer der Hauptanziehungspunkte: die anmutigen Weinbergterrassen. Seit 1990 zählen die Schlösser und Gartenanlagen des weiträumigen Komplexes zum Welterbe der UNESCO. Zu DDR-Zeiten wurde bereits eine 5-Mark-Münze mit Schloss-Motiv verausgabt, ab dem nächsten Jahr wird Schloss Sanssouci zudem eine der deutschen 2-Euro-Münzen der Bundesländer-Serie zieren und damit Brandenburg repräsentieren.
Der Reichstaler mit dem Porträt des Sanssouci-Erbauers wurde ab 1764 geprägt. Laut museum-digital, der digitalen Plattform der Staatlichen Museen zu Berlin, ist bis heute im Münzkabinett Berlin eine Bildnispunze mit jenem Regenten-Porträt erhalten. Punzen wie diese sollten gewährleisten, dass das Münzbild des Silbertalers einheitlich ist – gleich, in welcher preußischen Münzstätte er geprägt wurde. Zugeschrieben wird dieses Porträt des Alten Fritz dem Münzmedailleur Jakob Abraham.
Numismatische Details – Reichstaler
Ausgabeland: Preußen
Regent: König Friedrich II.
Nennwert: 1 Taler
Prägezeit: 1764-1786
Metall: Silber (750/1000)
Erhaltung: sehr schön (ss)
Durchmesser: ca. 38 mm
Gewicht: ca. 22 g
Vorderseite: Büste des Königs
Rückseite: Gekrönter Adler auf Kriegsgerät, Wert, Jahr
Schloss Schwerin
Silbertaler Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin
Jahrhundertelang war das Schweriner Schloss – eine ringförmige, malerisch auf einer Insel gelegene Anlage – die Residenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge. Noch heute ist es Sitz des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern. Das Schloss in seiner jetzigen Form entstand unter Großherzog Friedrich Franz II., der im Jahr seines Regierungsantritts 1842 den Auftrag für die tiefgreifende Umgestaltung zum märchenhaften Prachtbau gab. Etwas konträr zu dem baulichen Prunk steht der Silbertaler jener Zeit. Den im Revolutionsjahr 1848 geprägten Silbertalern gab das Volk den spöttischen Beinamen „Angsttaler“. Weil vor allem das Gottesgnadentum kritisiert wurde, fehlte die wappenseitige Umschrift „V.G.G.“ („von Gottes Gnaden“) bei jenen Talern – ein Zugeständnis an die Revolutionäre.
Numismatische Details – Angsttaler
Ausgabeland: Mecklenburg-Schwerin
Regent: Großherzog Friedrich Franz II.
Nennwert: 1 Taler
Prägezeit: 1848-1867
Metall: Silber (750-900/1000)
Erhaltung: sehr schön (ss)
Durchmesser: ca. 33 mm
Gewicht: ca. 18,5-22,2 g
Vorderseite: Büste des Großherzogs
Rückseite: Bekröntes Wappen, Wert, Jahr