„FUN Show“ zählt mit 13.000 Besuchern zu den größten Münzmessen der Welt
In Boxershorts und Flip-Flops mal eben ein paar Münzen kaufen, die Mittagspause unter Palmen verbringen und nach der Shopping-Tour beim Münzenhändler des Vertrauens noch schnell einen Vergnügungspark besuchen? Wer Sonne und Spaß sucht, wird auf der Münzenbörse der „Florida United Numismatists“ fündig – ihre „FUN Show“ wird von vielen US-amerikanischen Händlern als größte Münzenbörse der Welt bezeichnet.
Zumindest nach offizieller Zählung beansprucht die Messe mit über 1.500 Händlern und mehr als 15.000 Besuchern die Spitzenposition. Diese Zahlen dürften für die Bestzeiten der Messe zutreffend sein, inzwischen hat die Größe nach Einschätzung zahlreicher Händler auf der Messe jedoch abgenommen. Doch ganz egal, ob die „FUN Show“ die größte oder „nur“ eine riesengroße Münzenmesse ist – für Sammler aus Deutschland ist sie ein willkommener Anlass, ein paar Sonnentage mitzunehmen. Und durch die Nähe zu den unzähligen Freizeitparks in der Metropolregion Orlando gibt es nicht nur für numismatisch interessierte Eltern etwas zu sehen.
Münzenbörse ohne Schnickschnack: Kaufen und Verkaufen
Wer zum ersten Mal die riesige Messehalle im „Orange County Convention Center“ in Orlando im US-Bundesstaat Florida betritt, sucht große Messestände der wichtigen Münzprägestätten der Welt vergeblich. Lediglich die „United States Mint“ hat einen Verkaufsstand aufgebaut. Ansonsten besteht die Messe (mit Ausnahme der unvermeidlichen Fast-Food-Buden) ausschließlich aus hunderten Händlertischen, soweit das Auge reicht. Es wäre also aus deutscher Sicht falsch, die „FUN Show“ mit der bekanntesten deutschen Münzenmesse, der „World Money Fair“, zu vergleichen. Es handelt sich stattdessen ausschließlich um eine Münzenbörse im Stil einer Numismata – es wird also von morgens bis abends gehandelt und es ist empfehlenswert, mehr als einen ganzen Tag einzuplanen. Wer mehr Show, mehr Special Effects, mehr Sonderaktionen in den USA sucht, sollte besser die „ANA World’s Fair of Money“ besuchen – sie wird von den meisten international tätigen Händlern und Sammlern als Gegenstück zur Berliner „World Money Fair“ verstanden.
In bester Gesellschaft: Tuner und Surfer entdecken Münzen
Das „Orange County Convention Center“ zählt zu den größten Kongresszentren der Vereinigten Staaten von Amerika. Und weil eine Münzenmesse mit knapp 13.000 Besuchern und 600 Ständen hier in eine einzige Halle passt, wird der Rest des Areals für andere Veranstaltungen genutzt. Parallel zur „FUN Show“ fanden beispielsweise eine Messe für Surf-Ausstattung, eine Tuning-Messe sowie eine Heim-und Garten-Show statt. Und viele Gäste der benachbarten Messen, erkennbar an ihren anders gestalteten Namensschildern, schauten bei den Münzfreunden vorbei – ein netter Nebeneffekt, um neue Fans für das Münzensammeln zu begeistern.
Helfende Hände: Kinder entdecken als „Pages“ die Numismatik
Die Händler auf der FUN-Messe bekamen regelmäßig Besuch: Freundlich lächelnde Jungen und Mädchen im blauen Kittel, ausgestattet mit Glasputzmittel und Werbematerial, schwirrten von morgens bis abends über die Messe. Diese, „FUN Pages“ genannten, flinken Helferlein haben eine lange Tradition auf der Messe und werden von den Händlern hoch geschätzt. Sie verdienen sich auf der Münzenmesse ein stattliches Taschengeld und entdecken ganz nebenbei die Welt der Numismatik. Das Pagen-Programm ist also keinesfalls ein Weg, billige Hilfskräfte zu finden – die „Florida United Numismatists“ fördern dadurch ihren Nachwuchs. Und so mancher Page von einst steht heute selbst als Händler auf der Messe.
Deutsche Wurzeln: Notgeld und Silber in Spitzenerhaltung
Es mag kaum überraschen, dass eine US-amerikanische Messe von Silber-Dollars, Nickels, Dimes und Pennies dominiert wird. Doch es kann durchaus reizvoll sein, einen kompletten Rundgang über die Messe ausschließlich für die Suche nach deutschen Spuren zu nutzen. Und diese Spuren sind vielfältig vorhanden – nicht nur in Form einer Deutschland-Fahne am Stand eines traditionsreichen Hamburger Münzenhändlers, sondern auch als Sammlerstück. Insbesondere deutsches Notgeld steht bei US-Sammlern hoch im Kurs, nicht zuletzt wegen deren eigener Wurzeln in „Good Old Germany“. Wer als deutscher Besucher viel Zeit und nichts gegen schmutzige Hände hat, kann in den vielen Wühlkisten nach deutschen Markstücken und Pfennigen suchen. Immerhin lassen diese sich in Deutschland bei der Bundesbank weiterhin umtauschen.
Bitte lächeln: Dieser Bereich wird videoüberwacht
Diebstahl ist kein singuläres Problem der deutschen Münzenmessen – auch in den USA wird geklaut, was nicht festgebunden ist. Die US-Amerikaner steuern mit einer massiven Polizeipräsenz gegen, im Eingangsbereich der Messe begrüßen nicht nur private Sicherheitskräfte, sondern auch Vertreter des Orange County Sheriffs jeden Besucher. Und wer auf der Messe unerkannt bleiben will, hat keine Chance: Die Händler haben aufgerüstet, fast jeder betreibt an seinem Stand inzwischen mindestens eine Überwachungskamera. Die kleinen Geräte im Format einer Webcam sind auf die Auslagen gerichtet und sollen im Notfall (ähnlich wie im Casino) dokumentieren, welche Hand welche Münze innehatte.
Fotos: Sebastian Wieschowski
US-Münzen bei MDM
Tags: Florida United Numismatists FUN Münzenbörse Münzenmesse Münzensammeln World Money Fair