Verbündete in Zeiten des Anlagenotstandes
Durch Münzenbörsen, Vereinsstammtische und Internetforen verläuft ein tiefer Graben – und dabei geht es nur auf den ersten Blick um ein gemeinsames Thema: Wenn die Diskussion auf Münzen wie den „Krügerrand“ oder den „Wiener Philharmoniker“ fällt, wird der Besitzer dieser goldenen Schätze oft nur mit einem müden Lächeln bedacht. Und gleichzeitig kommt es immer wieder vor, dass Gold-Fans mit dem Wertzuwachs ihrer Münzen prahlen und sich über Münzensammler lustig machen, deren Schätze angeblich im Wert sinken.
Auch wenn sich sowohl Sammler als auch Bullion-Investoren mit Münzen beschäftigen, werden moderne Bullionprodukte und klassische numismatische Raritäten oft als Gegensätze verstanden. Doch beim genaueren Hinsehen wird klar: Beide Gebiete ergänzen sich ideal und haben viele Gemeinsamkeiten. Und damit die Numismatik als Hobby auch im 21. Jahrhundert eine Zukunft hat, braucht es eine gesunde Mischung aus beiden Bereichen.
Kaum noch Alternativen im klassischen Investment
Unterm Strich wird schnell deutlich, dass Edelmetall-Anleger und Münzensammler gar nicht so weit voneinander entfernt stehen. Im Gegenteil: Sie sitzen im gemeinsamen Boot – insbesondere in einer Zeit, in der Privatanleger kaum noch Alternativen haben. Die Finanzmärkte sind in Aufruhr, die Börsen kommen nach schwindelerregenden Rekordständen nicht wieder auf die Beine und mit den Kryptowährungen mögen sich die meisten Deutschen nicht anfreunden. Die Immobilienpreise sind explodiert, die Anleihemärkte sehen verdächtig nach einer Blasenbildung aus.
Bullionmünzen: Hier zählt (fast) nur der reine Metallwert
Die Vorteile von Bullionprodukten liegen nicht nur sprichwörtlich auf der Hand: Münzen wie der Krügerrand aus Südafrika oder der Maple Leaf aus Kanada werden in erster Linie für Anleger hergestellt. Die Prägestätten verzichten auf aufwändige Verpackungen und zeitraubende Prägeverfahren, sie stellen stattdessen Münzen mit einem hohen Edelmetallanteil am Fließband her. Dadurch können die Münzen nah am reinen Edelmetallpreis verkauft werden, üblich ist lediglich ein Aufschlag von wenigen Prozent.
Numismatik: Seltenheit, Erhaltung, historischer Hintergrund
Während bei Bullionmünzen also fast ausschließlich der Metallwert zählt, ergibt sich der Marktpreis bei historischer und moderner Numismatik aus vielerlei Aspekten: Die ursprüngliche und die erhaltene Auflage der Münze, der Zustand der Prägung sowie spannende historische Hintergründe sorgen dafür, dass eine Münze ein Vielfaches ihres Metallwertes erreichen kann. Dies ist auch eine Chance für renditeorientierte Anleger: Numismatische Schätze in Spitzenerhaltung erreichen Preissteigerungen, von denen Edelmetall-Investoren mit Krügerrand und Co. sonst nur träumen können.
Kaum Unterschiede beim genaueren Hinsehen
Auf den ersten Blick gibt es zwischen Sammlermünzen und numismatisch interessanten Münzen jedoch kaum Unterschiede: Beide weisen einen Nennwert auf und sind als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt – und beide sind wegen ihrer Seltenheit wohl kaum im täglichen Zahlungsverkehr anzutreffen. Sowohl Bullionmünzen als auch Sammlermünzen weisen fast immer das Hoheitszeichen ihres Herkunftslandes auf, also beispielsweise ein Landeswappen oder das Bildnis des Herrschers. Und beide zeigen bedeutende historische Ereignisse oder Persönlichkeiten.
Ein Herz für Tiere
In der Welt der Bullionmünzen dominieren Tiermotive die Gestaltung der Bildseiten: Der Kookaburra sowie der Koala aus Australien (ausschließlich in Silber zu bekommen), der Krügerrand mit dem Springbock aus Südafrika oder der American Eagle aus den USA – wer sein Geld in Edelmetalle investiert, hat früher oder später einen kleinen Zoo in seinem Tresor angesammelt.
Besonders beliebt ist unter Edelmetall-Investoren die Tier-Serie „Lunar“ aus Australien – und diese ist das beste Beispiel dafür, dass auch Bullionmünzen einen numismatischen Wert haben: Die meisten Lunare, die seit 1996 veröffentlicht wurden, haben eine massive Wertsteigerung hingelegt. Denn die Auflage von nur 30.000 Stück in Gold und 300.000 Stück in Silber ist viel zu gering für die weltweite Nachfrage. Und auch von klassischen Münzensammlern werden die Lunar-Münzen nachgefragt.
Stabilitätsanker in rauer See
Sachwerte sind in der Finanzkrise, die bereits in ihr zehntes Jahr geht, das Gebot der Stunde. Und hier kommen zwangsläufig Münzen ins Spiel – egal ob in Form von Bullionprodukten oder numismatischen Schätzen. Beide speichern Werte über Generationen hinweg und sind Stabilitätsanker in einer rauen See. Und beide Gebiete stärken einander: Während viele traditionsreiche Hobbies an Bedeutung verlieren, ist der frische Wind durch Bullionprodukte für die klassische Numismatik dringend nötig. Denn viele Bullion-Investoren werden zu Münzensammlern – und auch die Münzensammler finden in der Welt der Bullionprodukte spannende Alternativen für ihr Sammelalbum. So ist anzunehmen, dass die einstigen Gegner im Zeitalter des Anlagenotstandes zu Verbündeten werden – für den Vermögensschutz der Sparer, die durch Nullzinsen und Inflation gleich doppelt geschröpft werden.
Tags: Anlagemünzen Bullion Bullionmünzen Investment Lunar Münzensammeln Numismatik