Proben und Verprägungen aus der Zeit der D-Mark zählen zu den seltensten Schätzen der Numismatik
Proben und Verprägungen deutscher DM-Umlaufmünzen stehen hoch im Kurs und können Preise im drei- bis vierstelligen Euro-Bereich erzielen. Über 17 Milliarden Exemplare des legendären „Glückspfennigs“ wurden in der Geschichte der D–Mark geprägt. Dabei haben die Kleinmünzen vor allem einen Symbolwert – und fast jeder Münzenfan hat mindestens ein Exemplar in seiner Sammlung. Doch nur eine Handvoll Numismatiker kann mit Fug und Recht von sich behaupten, eine wirkliche Pfennig-Rarität zu besitzen.
Das Sammelgebiet der sogenannten „Proben und Verprägungen“ ist innerhalb der Numismatik eher eine exotische Nische. Doch sind es besonders solch kuriose Varianten, die wohl jeden Sammler faszinieren, wenn er sie denn einmal zu Gesicht bekommt. Variantensammler haben es auf Münzen abgesehen, die normalerweise in hohen Millionen- oder gar Milliarden-Auflagen geprägt wurden und in Teilen ihrer Auflage durch eine spezielle Legierung, eine alternative Gestaltung oder andere Besonderheiten auffallen. Sie regen nicht nur die Phantasie an („Wie hätte unser legendärer Glückspfennig auch anders aussehen können?“), sondern vor allem den Jagdtrieb. Denn die Suche nach einer Variante gleicht der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Zwei Pfennig aus 17 Milliarden
Zu den seltensten Varianten im Bereich der deutschen Kleinmünzen zählt ein Pfennig von 1949, der auf einem Messingschrötling ohne Eisenkern geprägt wurde. Nur zwei Exemplare dieses exotischen Pfennigs wurden bisher auf dem Markt gesichtet. Damit zählt dieser Pfennig zu den seltensten Münzen der Welt. Man bedenke die Gesamtauflage der Pfennige von über 17 Milliarden Exemplaren. Mehr zum gelben Pfennig zeigt unser Video.
Geschichte hinter Proben und Verprägungen oft unklar
Aber nicht nur die nackten Zahlen tragen zu der Faszination bei. Auch die Geschichten, die sich hinter diesem numismatischen Kuriositätenkabinett verbergen: Im Falle des gelben Pfennigs sollen die Vereinigten Deutschen Metallwerke in Altena (Nordrhein-Westfalen) alternative Münzmetalle ausprobiert haben. Die genauen Gründe dafür sind bis heute unbekannt. Selbst im „Schaaf“, dem Standardwerk für die Proben deutscher Münzen, sind lediglich die Prägezahlen sowie die Herkunftsangaben vermerkt.
2-Pfennig-Rarität dank Materialwechsel
Wer sich von der Wahrscheinlichkeit „1 zu 34 Milliarden“, einen gelben Messing-Pfennig zu entdecken, abschrecken lässt, kann sich auf die Suche nach anderen Raritäten machen. Auswahl gibt es genug. Zu den begehrtesten Varianten aus der Zeit der Deutschen Mark zählt ein 2-Pfennig-Stück aus dem Jahr 1967 mit einer kupferplattierten Stahlronde. Normalerweise ist dieser Jahrgang ausschließlich mit einem Bronzekern geplant gewesen. Erst im Jahr 1968 wurde schrittweise der Übergang von Bronze zu Stahl vollzogen. Je nach Prägeanstalt kamen beide Rondenmaterialien zum Einsatz. Ab 1969 wurden die 2-Pfennig-Stücke dann in der altbekannten Legierung aus kupferplattierten Stahl gefertigt.
Resteverwertung sorgt für Super-Rarität
Im Jahr 1967 sorgte eine kurzfristige Materialknappheit in der Prägestätte in Karlsruhe jedoch für eine weitere begehrte Variante der D-Mark-Ära: Ein Teil der Zwei-Pfennig-Stücke, die für Sammlersets in „Polierte Platte“ geprägt wurden, enthielt bereits den – eigentlich erst für spätere Jahrgänge vorgesehenen – Stahlkern. Insgesamt 520 von 4.150 geprägten Spiegelglanz-Exemplaren wurden auf einem solchen Stahlrohling geprägt. Der Grund ist so trivial wie kurios: Offenbar waren die alten Bronzeronden für die Kursmünzensätze in „Polierte Platte“ nicht mehr in ausreichender Anzahl vorhanden. So wurde aus der simplen Resteverwertung eine wahre Super-Rarität.
Manipulierte Kleinmünzen in Onlineauktionen
Eine große Bedeutung für das Sammelgebiet „Proben und Verprägungen“ hat auch die Provenienz, also die Herkunft, der Probe bzw. Verprägung. Denn immer wieder tauchen einzelne Münzen in Onlineauktionen auf, bei denen schnell der Eindruck entsteht, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Wenn beispielsweise eine einzelne 2-Euro-Münze auf einem völlig unüblichen Rohling geprägt wurde, ist durchaus die Frage gestattet, ob es sich dabei um einen Zufall handelt. Oder doch eher um eine Gefälligkeitsprägung oder Fälschung. Wer mit letztgenannten Stücken handelt, kann schnell ernste Probleme bekommen. Solche Sensationsauktionen und ihre nicht weniger sensationellen Verkaufspreise sind jedoch fast ausschließlich mit Vorsicht zu genießen. Häufig handelt es sich schlicht um privat manipulierte Einzelstücke.
Proben und Verprägungen: Sammelgebiet am Rand des numismatischen Spektrums
Auch wenn das Sammelgebiet der Proben und Verprägungen eher eine spezialisierte und durchaus überschaubare Fangemeinde anzieht, ist es seit jeher ein fester Bestandteil der Numismatik. In den meisten Auktionskatalogen findet sich dieses Sammelgebiet am Ende des regulären Deutschland-Teils und lädt zum Staunen ein. Denn das numismatische Kuriositätenkabinett umfasst auch alternative Randinschriften, fehlerhaft ausgewählte Ronden und andere Auffälligkeiten.
Kursmünzen D-Mark
Fotos/Grafik, wenn nicht anders ausgewiesen: Sebastian Wieschowski
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