Schlange stehen für eine moderne Münzrarität
Hunderte Meter lange Schlangen? Menschen, die bereits seit dem frühen Morgen bei Wind und Wetter warten? Und alle wollen von der ersten Minute an dabei sein? Was nach der Markteinführung eines neuen Smartphones oder dem Einlass vor einem Popkonzert klingt, ist seit 2016 ein jährlich wiederkehrendes Ritual vor den Filialen der Deutschen Bundesbank. Immer dann, wenn die Erstausgabe einer Polymer-Gedenkmünze ansteht. Vor der Bundesbank-Filiale in Magdeburg hatte die Warteschlange im Jahr 2017 einmal um das komplette Gebäude herumgereicht, an anderen Standorten wie Berlin mussten die Sammler über eine Stunde warten – und das Warten hat sich gelohnt: Beide Polymer-Münzen aus 2016 und 2017 werden bis heute zu einem Vielfachen des Nennwertes gehandelt.
Deutschland im Sammelfieber
Mit der 5-Euro-Sammlermünze „Planet Erde“ hat die Bundesrepublik nicht nur eine numismatische Weltneuheit präsentiert, sondern auch einen neuen Sammlerboom in Deutschland eingeläutet. 2018 gab es dafür den Coin of the Year-Award, den Oscar der Numismatik. Die Farbauswahl erfolgte entsprechend der jeweiligen klimatischen Verhältnisse der einzelnen Zonen. Der Prägevorgang war in jahrelanger Forschung ausgiebig entwickelt worden.
Auflage erhöht
Auch in diesem Jahr waren überall in Deutschland wieder münzbegeisterte Frühaufsteher unterwegs, um sich die nunmehr dritte Polymer-Münze „Subtropische Zone“ und die zweite Ausgabe der fünfteiligen Serie „Klimazonen der Erde“ zu sichern. Um die massive Nachfrage nach den 5-Euro-Gedenkmünzen zu befriedigen, hatte die Bundesregierung in diesem Jahr einer Erhöhung der Auflage von zwei auf drei Millionen Stück zugestimmt. Zudem soll die Ausgabe auf ein Stück pro Person beschränkt werden, damit möglichst viele Münzliebhaber wenigstens ein Exemplar zum Nennwert erstehen können. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch in diesem Jahr wieder viele Sammler zu spät gekommen sind – denn die Polymer-Münzen sind nicht nur in Deutschland beliebt, auch aus dem Ausland gehen bei Münzhändlern täglich Bestellungen ein.
Polymer-Spezialeffekt ärgert Fälscher
Die 5-Euro-Sammlermünzen aus Deutschland sind viel mehr als „nur“ ein numismatischer Spezialeffekt – sie erschweren Fälschern auch massiv die Arbeit. Das Ringmaterial enthält nicht-metallische Makromolekül-Polymere, der innere Kern und äußere Ring besteht aus einer Kupfernickellegierung. In den Polymer-Ring können sogar verdeckte und latente Sicherheitsmerkmale eingearbeitet werden, sodass eine Münze so sicher wie eine moderne Banknote wird. Der Polymer-Ring wird gemeinsam mit dem Metall geprägt, die gesamte Münze weist somit ein einheitliches Relief auf. Die Zusammenprägung von metallischen und nicht-metallischen Materialien war bislang eine Herausforderung, die nun jedoch durch deutsche Spitzentechnologie gelöst wurde.
Blick in die Zukunft
Bei der Präsentation der neuen Polymer-Münze „Subtropische Zone“ im vergangenen Jahr machten die Vertreter der deutschen Münzprägestätten deutlich, dass es sich bei dieser Innovation lediglich um den Anfang der Zukunft der Münzprägung handelt. Polymer-Münzen könnten auch als reguläre Umlaufprägungen genutzt werden und in Geldautomaten oder Verkaufsautomaten zum Einsatz kommen. Bestehende Hardware-Systeme müssten nicht ersetzt, sondern lediglich neu programmiert werden. Allerdings ist anzunehmen, dass diese Innovation nicht in Deutschland, sondern zuerst in einem der vielen anderen Länder, welche die Staatlichen Münzen Baden-Württemberg zu ihren Kunden zählt, eingeführt wird.
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Künstler: Patrick Niesel (Motivseite), Künstlerin Stefanie Radtke (Wertseite)
Fotos: Sebastian Wieschowski
Tags: 5-Euro-Münzen Bundesbank Coin of the Year Erstausgabe Klimazonen der Erde Planet Erde Polymerring Subtropische Zone