Ära der Wittelsbacher numismatisch auch 100 Jahre nach Ende der Monarchie faszinierend
„Wir feiern Bayern.“ Sagen die Bayern. Dass dieser Tage das große Jubiläum „100 Jahre Freistaat Bayern“ vor allem in süddeutschen Gefilden in aller Munde ist, birgt aber automatisch ein weiteres Jubiläum. Eines, das dem heutigen Freistaat überhaupt erst den Weg ebnete: Ebenfalls vor 100 Jahren endete inmitten der Wirren um die November-Revolution und das Ende des Ersten Weltkrieges auch die prunkvolle Epoche des Königreiches Bayern. Für die deutsche Monarchie war das der Anfang vom Ende. Seit das Kurfürstentum Bayern 1806 zum Königreich wurde, beherrschten sieben Monarchen das Land – darunter so schillernde Persönlichkeiten wie König Ludwig II., der Bauherr von Schloss Neuschwanstein. Das Hause Wittelsbach erlebte hier seine Sternstunden.
Eine, das Königreich prägende, Eigenschaft haben alle sieben Monarchen gemeinsam: Ihr Porträt zierte die Silbermünzen ihrer Zeit. Heute sind diese Münzen allesamt gesuchte Raritäten von hohem historischen und numismatischen Wert. Entsprechend begehrt sind sie bei Sammlern historischer Münzen. Exemplarisch stellen wir hier im MDM-Blog eine Münze jedes der sieben Monarchen vor – geprägt zwischen 1809 und 1914. Im Bild oben sind sie chronologisch von links nach rechts angeordnet, beginnend in der oberen Reihe.
Vom Kurfürstentum zum Königreich
König Maximilian I. Joseph (∗ 1756 † 1825) wurde 1806 Bayerns erster König. Seine Bündnistreue zu Napoleon und Frankreich sorgte überhaupt erst dafür, dass das bayrische Kurfürstentum mit dem Frieden von Pressburg zum Königreich ernannt wurde. Der bürgernahe Herrscher, von seinen Untertanen stets liebevoll „König Max“ genannt, gilt vom Beamtenwesen bis hin zur Schulpflicht als Schöpfer des modernen bayrischen Staates – er gab dem Reich vor 200 Jahren seine Verfassung und schuf einen einheitlichen Wirtschaftsraum. Nicht zuletzt ist König Maximilian I. Joseph mütterlicherseits der Großvater der bekannten Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn alias Sisi.
Numismatische Details
Nennwert: Taler (Kronentaler)
Prägezeit: 1809-1825
Metall: Silber (868/1000)
Durchmesser: 40 mm
Gewicht: ca. 29,34 g
Revers: Schwert und Zepter gekreuzt, darüber Krone
Als Baiern bayrisch wurde
1825 bestieg König Ludwig I. (∗ 1786 † 1868) den bayrischen Thron. Ludwig I. war Griechenland-Fan durch und durch. So ist es ihm zu verdanken, dass das griechische Ypsilon in den Staatsnamen Einzug hielt: Aus Baiern wurde Bayern. Kunst und klassizistische Architektur erhielten während seiner Regierungszeit einen weitaus größeren Fokus als zuvor. Seine Liebesaffäre mit der irischen Tänzerin Lola Montez sorgte ab 1846 für einigen Wirbel. Dieser Umstand und revolutionäre Unruhen zwangen ihn 1848 letztlich zum Rücktritt.
Numismatische Details
Nennwert: Doppelgulden
Prägezeit: 1845-1848
Metall: Silber (900/1000)
Durchmesser: 36 mm
Gewicht: ca. 21,21 g
Revers: Gekröntes Wappen, von zwei Löwen gehalten
Ein Herz für Wissenschaften
König Maximilian II. Joseph (∗ 1811 † 1864) regierte Bayern von 1848 bis zu seinem Tod 1864. Eine Periode, die immer von einer gewissen – wenn auch unbeabsichtigten – Distanz zu seinem Volk geprägt war. Heutige Rezeptionen schreiben Maximilian II. Joseph vor allem das engagierte Fördern von Kunst, Heimatkultur und Wissenschaft zu. So wurde etwa die Mariensäule auf dem Münchener Marienplatz 1855 auf sein Bestreben hin wiedererrichtet – dies war auch der Prägeanlass des Doppelguldens.
Numismatische Details
Nennwert: Doppelgulden
Prägezeit: 1855
Metall: Silber (900/1000)
Durchmesser: 36 mm
Gewicht: ca. 21,21 g
Revers: Gottesmutter Maria, Schutzpatronin Bayerns
Mysterien, Märchenschlösser, Mord?
König Ludwig II. (∗ 1845 † 1886) erlangte als exzentrischer „Märchenkönig“ weltweite Berühmtheit. Seine Prunkbauten, allen voran das Schloss Neuschwanstein, zählen heute zu den größten Touristenattraktionen der Welt. Daneben zeigte er sich aber auch als großer Förderer technischen Fortschritts und auch der Musik von Richard Wagner. Die dunkle Seite des Märchens tat sich gegen Ende seiner Regierungs- und Lebenszeit auf: angebliche Schizophrenie, Entmündigung, mysteriöser Tod durch Ertrinken – bis heute ranken sich zahlreiche Mysterien um den „Kini“.
Numismatische Details
Nennwert: Vereinstaler (Madonnentaler)
Prägezeit: 1866-1871
Metall: Silber (900/1000)
Durchmesser: 33 mm
Gewicht: ca. 18,52 g
Revers: Madonna mit Jesuskind auf Wolken sitzend
Der traurige König
König Otto I. (∗ 1848 † 1916) folgte seinem älteren Bruder Ludwig II. 1886 nach dessen Tod auf den Thron. Bis heute ist er die tragischste Figur im bayrischen Königsspiel. Wegen einer psychischen Erkrankung führte Otto I., den zeitlebens eine innige Beziehung mit seinem Bruder verband, die Regierungsgeschäfte nie aus. Diese übernahm als Prinzregent zuerst sein Onkel Luitpold, später für kurze Zeit sein Cousin. Aufgrund seines Zustands lebte Otto I. schon vor seiner Inthronisation völlig zurückgezogen – ein über 30 Jahre währendes Exil, das er bis an sein Lebensende nicht mehr verließ.
Numismatische Details
Nennwert: 3 Mark
Prägezeit: 1908-1913
Metall: Silber (900/1000)
Durchmesser: 33 mm
Gewicht: ca. 16,67 g
Revers: Reichsadler, Wert und Jahr
Die gute alte Zeit
Von 1886 bis 1912 herrschte Prinzregent Luitpold (∗ 1821 † 1912) stellvertretend für seinen Neffen Otto I. über Bayern, wie zuvor auch schon wenige Tage für dessen Bruder Ludwig II. Die tragisch-mysteriösen Umstände, die dazu führten, sorgten für Skepsis und Misstrauen in der Bevölkerung. Mit Bürgernähe, Charme und Volkstümlichkeit erobert der Prinzregent sich die Gunst seiner Landsleute jedoch schnell. Heute gilt er als beliebtester Monarch unter den Wittelsbachern und – wenn auch etwas pathetisch und verklärt – als Inbegriff für die goldene Epoche des bayrischen Königreichs und als Gesicht der „guten alten Zeit“.
Numismatische Details
Nennwert: 3 Mark
Prägezeit: 1911
Metall: Silber (900/1000)
Durchmesser: 33 mm
Gewicht: ca. 16,67 g
Revers: Reichsadler, Wert und Jahr
Der doppelte König
König Ludwig III. (∗ 1845 † 1921) war als Sohn Luitpolds ab 1912 zunächst Prinzregent und nach einer Verfassungsänderung ab 1913 – obwohl König Otto I. noch in Titel und Würden stand – der letzte bayrische König. Damit hatte Bayern bis 1916 de facto gleich zwei Könige. Auch Ludwig III. zeigte sich bürgernah und sozial, war beliebt. Wie zuvor der Regentschaft seines Vaters, schreibt man seiner Ära die Konzentration weniger auf bayrische Interessen, als auf die des gesamten Reichs zu. Aus heutiger Sicht verkannte Ludwig III. jedoch die Zeichen seiner Zeit. 1918 zwang ihn der verlorene Erste Weltkrieg zum Rücktritt und beendete nach 738 Jahren die Wittelsbacher Herrschaft über Bayern.
Numismatische Details
Nennwert: 3 Mark
Prägezeit: 1914
Metall: Silber (900/1000)
Durchmesser: 33 mm
Gewicht: ca. 16,67 g
Revers: Reichsadler, Wert und Jahr
In den letzten 24 Monaten hat MDM durch europaweite Aufkäufe 19 Komplettsätze aller sieben historischen Original-Silbermünzen zu den sieben Monarchen des Königreiches Bayern zusammentragen:
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