Media Forum und persönliches Zwischenfazit nach Tag 1
Während MDM-Bloggerin Bianca beim Media Forum die wichtigsten Neuigkeiten des numismatischen Jahres aufschnappte, schaute sich „Coinosseur“ Sebastian auf dem Parkett der größten Münzenmesse der Welt um. Beide bringen ähnliche Erkenntnisse mit – es herrscht eine regelrechte Euphorie rund um die Neuerscheinungen aus aller Welt, doch ein frischer Wind mit neuen Ideen tut auch einer so etablierten und anerkannten Veranstaltung wie der World Money Fair gut.
Bianca: Zwischen Produktvideos und Nachwuchsjagd
In die Messe starten mit einem Blick auf das Media Forum – eigentlich eine runde Sache. Hier kann man sich einen Schnellüberblick über die Münzprogramme diverser Prägestätten verschaffen, bevor einiges davon an den Messeständen live bewundert oder erworben wird. Gleichwohl: In erster Linie bleibt das Forum natürlich eine werbelastige Produktpräsentation; mal mehr, mal weniger unterhaltsam. Die verrät uns aber zumindest, dass Neil Armstrong seinerzeit ganz richtig lag mit seinem prophezeiten „großen Schritt für die Menschheit“ – der 50. Jahrestag der Mondlandemission Apollo 11 ist weltweit ein numismatisches Thema. Auch „30 Jahre Mauerfall“ bahnen sich ihren Weg auf Münzen, nicht nur in unseren Nachbarländern Frankreich und Italien. Dagegen überrascht es ein bisschen, dass ausgerechnet Deutschland als Hauptprotagonist bisher so verhalten ist.
Mondlandung dominiert Münzprogramme
Material- und Technikinnovationen standen nicht wirklich auf der Tagesordnung. Vielmehr werden bestehende Technologien weiter etabliert. Neben kolorierten Münzen sind das in Deutschland vor allem die Serien der Polymer-Ring-Münzen zu 5 und demnächst auch 10 Euro. Das Media Forum nutzte Bettina Hagedorn (Parlamentarische Staatssekretärin, Bundesfinanzministerium), um Albert M. Beck als Gründer und Ehrenpräsident der World Money Fair seine persönliche Ausgabe der 10-Euro-Münze in der Luft zu überreichen.
Münzspektakel für den Sammlernachwuchs
Die Royal Australian Mint konzentrierte sich in ihren 10 Minuten weniger auf ihr Münzprogramm. Mit ihrer Dollar Discovery wollten sie vielmehr zeigen, wie man in Australien Sammlernachwuchs finden und verzaubern will. Dass mit dem Kinder-Prägeworkshop ausgerechnet ein Nachwuchsangebot des Ehrengastes hier auf der World Money Fair zumindest am ersten Tag etwas untergeht, ist schade. Bleibt zu hoffen, dass der Samstag mehr Zulauf findet.
Coinosseur Sebastian: Ein hoffnungsvoller Start und ein paar wehmütige Randnotizen
Wenn sich nur wenige Minuten nach der offiziellen Eröffnung der größten Münzenmesse der Welt eine mehrere hundert Meter lange Schlange ausgerechnet vor dem Stand der deutschen Münzprägestätten bildet, sollten die Sorgen um die Zukunft der deutschen Numismatik nicht allzu groß sein. Der Anblick, der sich am ersten Tag der World Money Fair im Berliner Estrel Convention Center bot, war mehr als nur eine Momentaufnahme. Das zeigte sich im weiteren Tagesverlauf. Die 5-Euro-Polymer-Gedenkmünzen sowie die 2-Euro-Umlaufgedenkmünzen der Bundesrepublik Deutschland zählten zu den absoluten Publikumsrennern, nicht zuletzt, weil sie am Stand der Verkaufsstelle für Sammlermünzen zum Nennwert abgegeben wurden.
Wer einen der begehrten Euros aus Deutschland ergattern wollte, musste zwischenzeitlich etwa eine halbe Stunde warten. Und dies taten die Sammler bereitwillig. Nebenbei wurde hier die Bandbreite der deutschen Sammlergemeinde sichtbar: Zwar von männlichen Münzfreunden gehobenen Alters dominiert, waren auch viele Paare oder jüngere Gäste zu sehen. Kurzum: Das Münzensammeln ist weiterhin ein Hobby für Jung und Alt und alle Geschlechter.
Jagd auf den Münzpass
Neben den deutschen Gedenkmünzen stand am ersten Messetag vor allem ein Ziel auf der Agenda der meisten Besucher: Ein vollständiger Münzpass war das Objekt der Begierde. So begaben sich hunderte Sammler auf eine numismatische Weltreise. Nebenbei konnten sie weitere Raritäten aus Ländern wie Belgien, den Niederlanden oder Österreich einsammeln. Besonders reizvoll sind die vielen kleinen Überraschungen auf der World Money Fair. Beispielsweise ein Geldautomat, an dem man ganz ohne Französisch-Kenntnisse die neueste 2-Euro-Umlaufgedenkmünze aus Frankreich zum Nennwert erstehen konnte. Begehrt waren auch die Null-Euro-Banknoten, von denen im Eingangsbereich der World Money Fair gleich mehrere verschiedene Exemplare zu bekommen sind.
Tradition trifft Fortschritt
Besonders reizvoll ist es in diesem Jahr, das Aufeinanderzugehen von Tradition und Fortschritt zu beobachten. Einerseits mit vielen bewährten Ritualen, wie der feierlichen Eröffnung durch Albert Beck, den Vater der World Money Fair. Andererseits aber auch mit neuen Ideen der frisch gebackenen Messe-Direktorin Gitta Künker. Wehmütige Beobachtung am Rande: Die Nachfrage nach dem Münzworkshop für Kinder der Münze Österreich war bisher bescheiden. Offenbar braucht es noch etwas Überzeugungsarbeit, bis die World Money Fair zu einer Veranstaltung für die ganze Familie wird. Und das, obwohl dafür insbesondere mit der bunten Haupthalle und den Show-Ständen der Prägestätten bereits viele Attraktionen vorhanden wären.
Zwei Welten auf der World Money Fair
Neben dem numismatischen Abenteuerland gibt es auch in diesem Jahr eine andere World Money Fair: In den Händlerbereichen außerhalb der Haupthalle haben hunderte deutsche und internationale Unternehmen ihre Ware ausgebreitet. Hier geht es weniger um knallige Spezialeffekte, sondern um die pure Sammelleidenschaft, die Suche nach Raritäten und hochwertigen Schätzen oder das anregende Fachgespräch zu speziellen Sammelgebieten.
Bereits am ersten Messetag wurde deutlich, vor welchen Herausforderungen Gitta Künker und ihr Team in den kommenden Jahren stehen. Es wird nicht nur darum gehen, die zwei numismatischen Paralleluniversen innerhalb der Haupthalle sowie in den kleineren Händlerbereichen einander anzunähern. Es gilt vor allem, Neulinge für die Numismatik zu begeistern. Denn wenn der Münzpass gefüllt oder die 5-Euro-Polymermünze ergattert ist, sollte die Sammelleidenschaft im Idealfall nachhaltig entfacht sein und nicht bis zum Sonntagabend wieder erloschen sein.
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