Neue Münze mit Polymerring erscheint im September 2019
Am 10. April 2019 wurde in der Münze Karlsruhe die neue 5-Euro-Sammlermünze „Gemäßigte Zone“ angeprägt. Die Münze mit dem grünen Polymerring erscheint in einer Gesamtauflage von 3,4 Millionen Stück und ist bereits die dritte Ausgabe der Serie „Klimazonen der Erde“, die bis 2021 jährlich fortgesetzt wird. Neben Baden-Württembergs Staatssekretärin Gisela Splett (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) war ein besonderer Ehrengast dabei.
Wenngleich man solche Termine in der Staatlichen Münzen Baden-Württemberg kennt, genießt Münzleiter Dr. Peter Huber diese angenehme Pflicht. Aufgrund von Terminkollisionen musste man bei der hiesigen Anprägung zwar auf den Designer der Bildseite, den Berliner Künstler Peter Lasch verzichten, dafür saß in der ersten Reihe ein anderer, ganz besonderer Gast: Albert M. Beck. Eigens für die Anprägung der neuen 5-Euro-Sammlermünze reiste der Gründer der World Money Fair und „Vater aller Münzenmessen“ mit dem Zug aus Basel an. In der Welt der Sammlermünzen gilt er als Wegbereiter und Doyen. Bevor es an die praktische Arbeit ging, standen das Grußwort von Gisela Splett und einige kurzweilige Vorträge diverser Fachvertreter an.
Splett über Fridays for Future und 2. Standbein der Münze Karlsruhe
Staatssekretärin Splett stellte direkt zu Beginn klar, dass das Thema Klimazonen – sie ist studierte Geoökologin – wie für sie gemacht sei. Gleichzeitig nutzte sie den Anlass, um an unser Verantwortungsgefühl in Sachen Klimaschutz zu appellieren, schließlich sei da ein „erlebbarer Klimawandel“. Darüber hinaus sprach die Politikerin auch die „Fridays for Future“-Aktionen an – mindestens ein streitbares Thema, das jedoch perfekt zum Kontext der Münzserie passt. „Ich bin froh, dass die Jugend sich des Themas annimmt“, betonte sie ihren Wohlwollen für die Initiative. Übrigens gehe sie davon aus, dass „das zweite Standbein der Münze Karlsruhe wohl künftig Honigproduktion“ sei – eine lobende Anspielung auf das Engagement der Prägestätte mit Blumenbeeten und Insektenhotels. Ihre Hausaufgaben hatte Splett gemacht: Nach einem Umriss des bisherigen Programms mit Polymerring, schwenkte sie auf die grüne 5-Euro-Sammlermünze, bei der „Grün nicht gleich Grün“ sei.
„Ich bin froh, dass die Jugend sich des Themas annimmt“
(Gisela Splett, Finanzstaatssekretärin)
Kein Obstsalat bei den Farbnamen
Und weiter: „Ich bin sicher, dass Herr Huber sich die schönsten Grün-Töne für Stuttgart und Karlsruhe reserviert hat.“ Dabei erntete der Scherz zwar reichlich Lacher, aber auch nervöses Stirnrunzeln vom Vertreter des Bundesfinanzministeriums. Münzleiter Huber stellte vorsichtshalber klar: „Die Farbzuordnung erfolgt natürlich durch den Bund als Emittenden.“ Kenner der vorherigen Ausgaben „Tropische Zone“ (2017) und „Subtropische Zone“ (2018) wissen bereits: Geprägt wird die 5-Euro-Sammlermünze in allen deutschen Prägestätten. Als weiteres Gimmick hat jede Prägestätte einen eigenen Farbton für „ihren“ Polymerring. So wurde 2017 aus schlichtem Rot beispielsweise Rosenrot (A, Berlin), Tempranillo (D, München), Merlot (F, Stuttgart), Kirsche (G, Karlsruhe) und Johannisbeere (J, Hamburg). Dagegen ging es 2018 mit Mirabelle (A), Kaki (D), Aprikose (F), Sanddorn (G) und Orange (J) eher fruchtig zu. Für die grüne 5-Euro-Sammlermünze gibt es auf Festlegung des Bundes weder Ausflüge in die Önologie noch einen Obstsalat aus Apfel, Kiwi & Co. – die Nomenklatur besteht ausschließlich aus den Ziffernfolgen der festgelegten Farbwerte.
Aus Drei mach Eins
Jetzt standen aber erst mal die folgenden Zahlen im Fokus: 60, 58 und 64. Mit den verwendeten Grün-Tönen haben die aber nichts zu tun: In Raum Nummer 60 beherbergt die Münze Karlsruhe ihre Fügeeinheit. Aus Drei mach Eins: Hier und im Bayerischen Hauptmünzamt werden die drei Bestandteile Pille, Ring und Polymerring zu fertigen Münzrohlingen für die Prägung zusammengefügt. Nur an diesen beiden Standorten gibt es die erforderlichen Fügemaschinen der Schuler Group. Anschließend gehen die Rohlinge an die anderen drei Prägestätten in Berlin, Hamburg und Stuttgart. Für Gisela Splett begann mit dem Anfügen – auch wenn es „nur“ ein Knopfdruck war – der praktische Teil ihrer Arbeit. In den nächsten Wochen werden allein in Karlsruhe täglich bis zu 60.000 Rohlinge gefügt.
„Die hätten Sie auch mit dem Hammer anprägen können.“ (Albert M. Beck)
Wie am Spielautomaten
Einmal um die Ecke, Raum 58, Prägesaal. Nach kurzer technischer Einweisung fasste Dr. Huber schmunzelnd die Aufgabe von Gisela Splett zusammen: „Da drücken, wo es leuchtet.“ Kurz darauf fielen, beinahe wie am Spielautomaten, die ersten 5-Euro-Münzen mit grünem Polymerring durch den Schacht ins Auffangbecken – ein Vorgang von Sekunden. Münz-Ikone Beck scherzte, dass Splett ja auch urig mit dem Hammer hätte anprägen können. Die Politikerin, sichtlich fasziniert, ging mit: „Das wäre noch interessanter als Knöpfe drücken.“ Wenngleich bis zum Ausgabetermin am 19. September noch ein paar Bäume Zeit haben, Grün zu werden – jetzt existieren sie, die ersten Exemplare in Stempelglanzqualität. Die rund 20-köpfige Traube aus Presse- und Fachvertretern ging langsam auseinander. Nacheinander nahmen die bereitgelegten Handschuhe auf den Tabletts ab, beinahe jeder reckte eine Münze nach oben in Richtung Lampen und überprüfte neugierig die Lichtdurchlässigkeit des Polymerrings. Überall wurde die neue, grüne 5-Euro-Sammlermünze mit dem Feldhasen begeistert gedreht und gewendet.
Grüne 5-Euro-Sammlermünze in Spiegelglanz
Weil aller guten Dinge drei sind, musste die Finanzstaatssekretärin an einer weiteren Maschine die leuchtenden Knöpfe drücken. Im Spiegelglanzprägesaal alias Raum 64 hat Johann Fetter, Abteilungsleiter Sammlermünzenprägung und seit 1996 in der Münze Karlsruhe tätig, die Hoheit über Maschinen und Prozesse. Der Name sagt es schon: Hier entstehen in den nächsten rund 30 Tagen 80.000 der insgesamt 400.000 Spiegelglanzexemplare der grünen 5-Euro-Sammlermünze. Neben Splett, die das erste Spiegelglanz-Exemplar prägen durfte, kamen noch vier weitere Gäste, darunter auch Albert M. Beck, zu Präge-Ehren. Sämtliche „Zutaten“ – Münzrohling, Handschuhe, Pinzette – lagen bereit. Um die höherwertige Sammlerqualität zu erreichen, geht jeder Rohling nach einer Luftdusche einzeln per Pinzette in die Maschine. Sobald der Schutzschirm sich schließt, sorgen drei Hübe von jeweils 95,6 Tonnen Kraft dafür, dass der Prägestempel Laschs Motiv „Gemäßigte Zone“ in die Kupfer-Nickel-Ronde drückt. Nur zwei Maschinen weiter entsteht zeitgleich übrigens ein weiteres Sammlerstück für 2019: die 20-Euro-Goldmünze „Wanderfalke“.
Auflagensteigerung fragwürdig
Michael Becker, Vorsitzender vom Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels (übrigens passend mit mintgrüner Krawatte), stellte die positiven Auswirkungen der Polymermünzen heraus, die seit 2016 („Planet Erde“, blauer Polymerring) zahlreiche neue Sammler brachten und somit den Markt beleben. Zuletzt habe es solch ein Medienecho schließlich 2001 bei der Goldmark gegeben. Deshalb sei er mit der 2018er Bund-Entscheidung, die Auflage der Klimazonen-Serie „Subtropische Zone“ um knapp 50 Prozent zu erhöhen, eher unzufrieden. Ein Entschluss, den man bei der kürzlich verausgabten 10-Euro-Münze mit transparentem Polymerring, bereits nach unten korrigierte. Ginge es nach Becker, könnten solche Münzen ruhig auch als Umlaufgeld eingesetzt werden. Interessante Umlaufmünzen erhöhen das allgemeine Interesse für Münzen und würden somit logischerweise auch die Chancen auf neue Sammler steigern.
Umlaufgeld mit Polymerring denkbar
Dass es solche Überlegungen durchaus gebe, erläuterte Markus Floeth, Leiter des Nationalen Analysezentrums der Deutschen Bundesbank, in seinem Vortrag. Bei Floeth „schlägt früher oder später jedes falsche oder beschädigte Geldstück“ auf. Derzeit arbeite man bereits an elektrogalvanischem Mehrlagenmaterial für die Zukunft. Obwohl deutsches Geld verhältnismäßig sicher sei – die Anzahl an Fälschungen sei rückläufig – bringen unsere Bimetall-Münzen doch ein Problem mit: den Übergangswiderstand zwischen Pille und Ring. Infolgedessen besteht eine Korrosionsgefahr, die die Überprüfung von Falschgeld erschwert – ein Umstand, den Polymerringe dank ihrer Isolationsschicht umgehen. In Deutschland kommt Floeth zufolge auf 81.000 2-Euro-Münzen gerade eine Fälschung. Im Brexit-gebeutelten Großbritannien sieht das anders aus: Hier braucht es nur 33 Münzen, bis man auf eine Fälschung stößt. In Bildern gesprochen: Stapelt man die deutschen 81.000 Münzen bis zum ersten Stück Falschgeld, errichtet man ein Hochhaus, mit den britischen Münzen wird es gerade mal ein Bierkrug.
Ohne Sicherheit kein Vertrauen
Für Huber, selbsternannter „Freund von Cash lover Arguments“, ein Beweis mehr, dass die attraktive und innovative Polymerring-Technologie in ein „Produkt von morgen“ investiert. Schließlich beginne die Sicherheit unseres Geldes schon bei optischen Sicherheitsmerkmalen. Und ohne Sicherheit kein Vertrauen – weder beim Sammler, noch beim klassischen Nutzer.
Die grüne 5-Euro-Sammlermünze wird am 19. September 2019 verausgabt.
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5-Euro-Münze reservierenKünstler der Bildseite: Peter Lasch, Berlin
Künsterlin der Wertseite: Stefanie Radtke, Leipzig
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