Bundesregierung und EU sehen gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung
Seit Monaten schwebte die Absenkung der Bargeldgrenze wie ein Damoklesschwert über dem Thema Edelmetallkauf. Nun machte der Deutsche Bundestag Nägel mit Köpfen und senkt die Bargeldgrenze auf 2.000 Euro. Doch was bedeutet das für zukünftige Käufe von Gold, Silber & Co.?
Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der Änderungsrichtlinie zur Vierten EU-Geldwäscherichtlinie (19/13827). Es klingt reichlich sperrig, was die Bundesregierung vergangene Woche auf dem Tisch hatte – und beschlossen hat. Dazu war man seitens EU gewissermaßen verpflichtet. Der anonyme Barkauf von Edelmetallen war im europaweiten Vergleich in Deutschland bisher recht privilegiert möglich. Bis zu einer Höhe von 10.000 Euro konnte man solche, auch als Tafel- oder Schaltergeschäft bekannten, Investment-Käufe (oder auch -Verkäufe) tätigen – ohne, dass das personalisierte Bankkonto eine Rolle spielte. Schon zum 10. Januar 2020 soll die Absenkung der Bargeldgrenze auf nur noch 2.000 Euro in Kraft treten. Konkret heißt das Edelmetall gegen Identität. Die Zustimmung des Bundesrats? Vermutlich nur eine Pro-Forma-Angelegenheit.
Vermeidung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung
Laut Bundesregierung soll die Veränderung der EU-Richtlinie 2015 / 849 vom 20. Mai 2015 vor allem verhindern, „dass das Finanzsystem für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung genutzt wird“. Als Stichworte fallen unter anderem die Terroranschläge von Paris (2015) und Brüssel (2016) sowie der Skandal um die sogenannten Panama Papers. Bei Letzterem gelangten 2016 Millionen Datensätze des Offshore-Unternehmens Mossack Fonseca in die Medien. Der brisante Inhalt reichte von legalen Steuervermeidungs-Strategien bis zu Steuer- und Geldwäschedelikten und brachte zahlreichen Promis entsprechende Negativschlagzeilen.
Liebesgeschichte Edelmetalle und Geldwäsche?
Dem Gesetzesblatt zufolge, sei „gerade beim Handel mit Edelmetallen eine hohe Anfälligkeit für Geldwäsche festgestellt“ worden. Und überhaupt: Beim neuen Schwellenbetrag von 2.000 Euro bliebe doch „der Kauf der handelsüblichen Menge von einer Unze Gold identifizierungsfrei möglich“. Dieser grobe Verdacht rund um die Bargeldgrenze erhitzte vor allem die Gemüter der Edelmetallhändler. Scheinbar hatten aber auch einige FDP-Abgeordnete ihre Zweifel und hinterfragten die Relevanz der Zahlen. Aus der Antwort des Bundesfinanzministeriums auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Frank Schäffler, Christian Dürr, Dr. Florian Toncar, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP geht klar hervor, dass der Edelmetallhandel lange nicht so anrüchig ist, wie man ihm durch die Gesetzesblume unterstellt. Nur ein Bruchteil der Verdachtsfälle auf Geldwäsche, die bei der zuständigen Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen (FIU) aufpoppten, hatte tatsächlich einen Bezug zu Edelmetallen. Dass man von einer „Herabsetzung des Schwellenbetrages“ anstelle von einer „Obergrenze für Geschäfte im Edelmetallhandel“ spricht, scheint so oder so eher Wortklauberei. Bargeldgrenze bleibt erstmal Bargeldgrenze.
Jahr | Gesamtzahl Verdachtsmeldungen | Verdachtsmeldungen mit Edelmetall-Bezug |
---|---|---|
2008 | 7.349 | 33 |
2009 | 9.756 | 60 |
2010 | 11.712 | 394 |
2011 | 13.544 | 191 |
2012 | 15.496 | * |
2013 | 20.716 | * |
2014 | 25.980 | * |
2015 | 32.008 | * |
2016 | 45.597 | * |
2017** | 59.845 | 64 |
2018 | 77.252 | 175 |
** ab 26. Juni 2017
Neue Bargeldgrenze: Folgen für Käufer
Im Übrigen betrifft das Gesetz nicht nur den Handel mit hochwertigen Barren und Münzen, sondern etwa auch Kunstgüter und Immobilien. Aber ist es denn wirklich so schlimm, sich beim Austausch höherer Geld- und Edelmetallwerte auszuweisen? Theoretisch könnte man das – jedenfalls, wenn man kein Drogen- oder Hehlerei-Geld waschen will – ganz simpel verneinen. Praktisch kann man darüber sehr wohl diskutieren. In jedem Fall wächst der bürokratische Aufwand. Die Digitalisierung bringt unserer Zeit den entscheidenden Vorteil, viele Geschäfte bequem mit dem Mobiltelefon erledigen zu können. Sie macht uns omnipräsent – aber auch omnitransparent. Der gläserne Bürger tauscht Anonymität gegen Flexibilität. Allein deshalb ist es vielen Anlegern wichtig, selbst zu entscheiden, ob und wann jemand weiß, wie viel Geld sie wo investieren. Ein Vorhaben, dem die neue Bargeldgrenze entgegentritt.
Anlagemünzen im Shop
Tags: Bargeldgrenze Edelmetall Geldwäsche Gold Investment